Ohne Etat zu einem satten Plus

Himmerod. In der vorigen Woche endete das Gedenkjahr zum 850. Todestag des Heiligen Bernhard von Clairvaux, Gründer der Abtei Himmerod. Grund genug, über ein besonders in musikalischer Hinsicht sehr erfolgreiches Jahr Bilanz zu ziehen.

Wie bei allen großen Figuren der Geschichte, ist auch Bernhard von Clairvaux nicht ganz unumstrittten. Insbesondere sein engagiertes Auftreten für den zweiten Kreuzzug im Jahre 1146 und Aussagen wie: "Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen" mag bei manchem ein zweifelhaftes Licht auf diesen Heiligen werfen.Ein Hort der musikalischen Kultur

Allerdings sollte man dabei die historische Komponente und das Weltbild der damaligen Zeit nicht übersehen. Wie auch immer die geschichtlichen Zusammenhänge sind, in der Abtei Himmerod hatte man in diesem Jahr allen Grund, sich dankbar an den Vater des Klosters zu erinnern. Ist das Kloster in der Eifel doch die einzige Gründung in Deutschland, die direkt auf Bernhard zurückgeht und noch heute existiert. Aus diesem Grund stand das Jahr 2003 ganz im Zeichen des Kloster- und Ordensgründers, jährte sich doch sein Todestag zum 850. Mal. Schon immer ist das Kloster Himmerod neben seiner religiösen Komponente ein Hort der musikalischen Kultur gewesen. Schon seit vielen Jahren gibt es etwa die Orgelkonzerte, die in jedem Sommer viele Besucher nach Himmerod führen. Neben den "üblichen" Konzerten standen in diesem Jahr vier Sonderveranstaltungen im Zeichen des heiligen Bernhard zusätzlich auf dem Programm. Dies waren das Eröffnungskonzert für Trompete und Orgel, das Konzert des Trinity College Choir aus dem englischen Cambridge, die Zisterziensernacht und vor ein paar Tagen der Abschluss mit der Choralschola aus dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz bei Wien (der TV berichtete über alle Veranstaltungen). Neben dem hohen musikalische Niveau, das bei diesen und auch bei den regulären Konzerten erreicht wurde, kann Wolfgang Valerius, vom Himmeroder Abt Bruno Fromme mit der Organisation beauftragt, zurecht stolz auf die große Publikumsresonanz sein. Seine Bilanz kann sich sehen lassen. Bei den normalen Sonntagskonzerten waren es rund 2000 Zuhörer, die den Weg ins Kloster fanden.Zisterziensernacht war der Höhepunkt

Zu den vier Sonderkonzerten waren es gar 2100 Besucher, wobei die Zisterziensernacht mit gut 1000 Gästen das unumstrittene Highlight darstellte. Hier ist auch eine Wiederholung für das nächste Jahr geplant. Als voller Erfolg erweist sich auch die Internetseite, die speziell für die musikalischen Aktivitäten eingerichtet wurde. Mehr als 7000 Zugriffe konnte der Counter seit Mai 2003 auf www.abteiorgel.de schon verzeichnen. Kultur ist, damit sagt man niemandem etwas Neues, auch immer eine Frage der Finanzen. Auch hier kann Valerius eine Bilanz vorweisen, nach der sich viele Konzertorganisatoren die Finger lecken würden. Der Etat, den ihm das Kloster zur Verfügung stellt, beträgt null Euro, der Eintritt für die Konzerte (ausgenommen waren in diesem Jahr drei der Sonderkonzerte) ebenfalls null Euro. Einzige Finanzquelle ist das berühmte "Körbchen", das nach jeder Veranstaltung am Kirchenausgang steht. Trotzdem konnte das Kloster auch nach Abzug der Künstlerhonorare, ein "sattes Plus" erwirtschaften, mit dem man sich auf den beschwerlichen, aber dringend notwendigen Weg macht, die Klosterorgel renovieren zu lassen. Als sehr erfolgreich hat sich auch die Jubiläums-CD mit dem englischen Organisten Nicolas Kynaston erwiesen, die im vorigen Jahr zum 40. Weihetag der Orgel erschienen ist. Der Erlös der CDs, die im Klosterladen und in der VG Manderscheid verkauft werden, fließt direkt dem Orgelprojekt zu. Die hierzu bestimmte erste Auflage von 1000 Exemplaren ist so gut wie ausverkauft. Kultur kann also ein sich tragendes Geschäft sein. In Himmerod weiß man offensichtlich, wie das geht.

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