Sein Museum liegt an der Straße

WITTLICH. Er war Leiter des rheinland-pfälzischen Freilichtmuseums in Bad Sobernheim, wo beispielsweise Wittlichs alte Kegelbahn erhalten wird und bleibt auch im Ruhestand seiner Passion treu: der Baugeschichte.

 Für ihn ist Architektur mehr als "nur" ein Gebäude, sondern sie dokumentiert Zeitgeschichte in vielen Facetten. Sie zu erschließen und auszuleuchten, dieser Passion ist Klaus Freckmann treu geblieben. Foto: Sonja Sünnen

Für ihn ist Architektur mehr als "nur" ein Gebäude, sondern sie dokumentiert Zeitgeschichte in vielen Facetten. Sie zu erschließen und auszuleuchten, dieser Passion ist Klaus Freckmann treu geblieben. Foto: Sonja Sünnen

Mit der Kamera unterwegs war Klaus Freckmann an der Mosel. Weniger der Fluss, als viel mehr seine besondere Bebauung am Ufer interessiert ihn: Auf die Villen, Hotels und Kellereigebäude des Jugendstils und seiner Vorstufe, des Historismus, richtete er sein Objektiv. Und er gibt seine Kenntnisse weiter, etwa in Vorträgen, die der Förderkreis heimatliches Kulturgut anbietet. Ob Steinmetzarbeiten am Traben-Trarbacher Brückentor, die prächtigen Glasfenster bis hin zur stilgerechten Heizungsverkleidung im heutigen Hotel Bellevue - all diese Zeitzeugen der Region spiegeln eine kunsthistorische Epoche, die nicht nur für Kulturliebhaber interessant ist, sondern auch als einfach schöne "Ansichtssache". Durchkomponiert bis ins Detail

Außerdem gibt es speziell beim Traben-Trarbacher Hotel Bellevue die Möglichkeit, sich das Gesamtkunstwerk Jugendstil in seinen Details anzusehen und zwar nicht nur als Fassade sondern auch von innen. Klaus Freckmann sagt: "Man sollte die Scheu überwinden und hinein gehen, denn dort findet man noch eine intakte Ausstattung." Der Wittlicher verweist auf den Berliner Architekten Bruno Möhring, der sich seine Meriten zunächst im Brückenbau etwa bei der großen Rheinbrücke bei Bonn, dann bei der Moselbrücke in Traben-Trarbach, erworben hat. Seine weiteren Arbeiten an der Mosel sind heute Sehenswürdigkeiten einer Epoche, die erst lange nach den beiden Weltkriegen wieder Liebhaber fand und heute durch elegante Formsprache, durchkomponiert bis ins Detail besticht. Doch nicht nur diesen relativ kleinen aber um so schöneren Abschnitt der Kunstgeschichte als Bauform widmet sich Klaus Freckmann, der auf eine große Zahl von Veröffentlichungen verweisen kann. Für die an der Bauforschung der Region Interessierten sei auf seine Bücher hingewiesen: "Kleine Hausgeschichte der Mosellandschaft" und "Häuser und ihre Geschichte im Hunsrück-Nahe-Raum". Außerdem ist eine Publikation über die ländliche Architektur der Pfalz erschienen, es folgt noch der Rheingau. "Es geht um die Vergleichbarkeit der Architektur in den verschiedenen Regionen", erklärt Klaus Freckmann. Wittlicher können zudem auf das kommende Kreisjahrbuch gespannt sein: Darin wird der Kunsthistoriker Neues über die Geschichte der Wittlicher Kegelbahn berichten. "Ich habe jetzt endlich Zeit, das aufzuarbeiten, was ich schon lange vor hatte", sagt Klaus Freckmann: "Es geht ja auch im Freilichtmuseum nicht nur darum, eine pittoreske Ansicht tradierter Architektur zu zeigen, sondern um den sozialen, wirtschaftshistorischen Hintergrund. Konkret: Wer hat etwas gebaut, wer darin gelebt, wie waren die Verhältnisse, wie ging es in der nächsten Generation weiter." Viele dieser Fragen hat der Wittlicher bereits ausgeleuchtet und darüber geschrieben. Was er aus wissenschaftlicher Perspektive vor dem Vergessen bewahrt, liegt auch anderen an der Geschichte der Heimat Interessierten am Herzen. Wie steht der "Profi" zum Thema Heimatmuseum?: "Das hat sicher seine Berechtigung, um Sachgüter und Erinnerungen an vergangene Zeiten fest zu halten. Leider besteht so etwas meist nur ein, zwei Generationen in der Nachfolge der engagierten Gründer. Es ist die Frage, ob sich eine Gemeinde das auf Dauer leisten kann. Es ist auch nicht damit getan, ein Mal die Woche zu öffnen. Auf jeden Fall sollte man sich den Rat der Fachleute einholen. Schließlich gibt es einen Museumsverband in Rheinland-Pfalz, der zuständig ist." Wer sich für Klaus Freckmanns Publikationen interessiert. Die Stadtbücherei hält Veröffentlichungen vor, insbesondere auch über Wittlich. Am Sonntag, 25. September, soll die Wittlicher Kegelbahn im Freilichtmuseums Bad Sobernheim eröffnet werden. Besucher aus Wittlich sind besonders willkommen.

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