Telefone von den Anfängen bis heute

MORBACH. (peg) Was Mitte der 60er-Jahre mit einer kleinen postinternen Ausstellung in Birkenfeld begann, sollte zu einem Sortiment von heute 1800 Exponaten werden. Siegfried Warth leitet das Deutsche Telefonmuseum in der Trägerschaft der Gemeinde Morbach.

Pro Jahr kommen etwa 50 weitere Apparate hinzu, erzählt Siegfried Warth, uneingeschränkter Herr über derzeit 600 ausgestellte Stücke aus der Geschichte des Telefons. Schon in den 60er-Jahren hatte er als Bediensteter der Post seinen Narren an den Fernmeldegeräten gefressen, die ein Stück weit die Welt verändert haben. Und sein Wissensschatz gleicht dem Schatz der ausgestellten Geräte: Buchen Besucher bei ihm eine Führung durch die Welt des Telefons, sollten sie mindestens eine Stunde Zeit einkalkulieren. Die Informationen sprudeln aus ihm heraus. Alle Geräte sind angeschlossen

Eine Besonderheit seines Hauses ist die Tatsache, dass sämtliche Geräte angeschlossen sind und als Quasselstrippen zur Verfügung stehen - auch die aus dem 19. Jahrhundert. Dabei sind sie sorgfältig mit den jeweils zeitlich zugehörigen Vermittlungseinrichtungen kombiniert. Auch Telefone unterliegen Moden. Da hören Besucher längst der Vergangenheit angehörende Freizeichen, ein lindgrünes Modell scheint aus Doris Days Schlafgemach entwendet zu sein, auf einem anderen Apparat hält Mickey-Mouse den Hörer in der Pfote, und jenes Modell, das statt einer runden Wählscheibe eine Wählleiste hat, war überhaupt eine Niete. Die Produktion wurde rasch eingestellt: Die langen Fingernägel der Telefonistinnen hielten dem Patent nicht stand. In der Sammlung sind noch andere Highlights zu sehen. Das Bakelit-Telefon von 1928 etwa mit seiner unzweckmäßigen Form, das Arme-Leute-Telefon "Klimax" der 30er-Jahre, oder das gute Stück von Johann Philipp Reis, von dem es auf dem ganzen Globus kein Original mehr gibt. SiegfriedWarth: "Die Dinger bau' ich selbst nach." Hunderte Telefonbücher ergänzen die Sammlung

Großen Wert legt Warth auch auf eine Richtigstellung. Nicht Alexander Graham Bell habe das Telefon erfunden, sondern Antonio Santi Guiseppe Meucci. Doch das nur am Rande, denn die Morbacher Sammlung konzentriert sich auf Deutschlands Telefongeschichte. Neben der umfangreichen Apparatesammlung hat das Museum auch Hunderte Telefonbücher, eine frisch restaurierte Postkutsche und einen Filmsaal, in dem das frisch Erlernte sich setzen kann. Eine besondere Attraktion erwartet die Besucher zum diesjährigen "Morbacher Frühling" am 25. März: Am verkaufsoffenen Sonntag darf jeder eine Fahrt mit der von zwei Pferden gezogenen Postkutsche unternehmen. Ansonsten kann das Gefährt jederzeit für Tagestouren gebucht werden. Kontakt: Telefon 06533/958626. Öffnungszeiten: dienstags bis samstags 10 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr. Von November bis Februar geschlossen, Führungen (ab 20 Euro) sind ganzjährig nach Anmeldung möglich. Eintritt: Erwachsene drei Euro, ermäßigt und in Gruppen zwei Euro; Kinder von 6 bis 15 Jahren 1,50 Euro; Schulklassen ein Euro pro Kopf, Familien sechs Euro.

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