Traumhafte Töne im italienischen Stil

Vor 30 Jahren begannen die Springiersbacher Klosterkonzerte unter anderem mit den "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi. Zum Jubiläum am Wochenende erklang der Zyklus erneut in der Klosterkirche.

 Das Kammerensemble „Camerata Europeana“ unter der Leitung von Janos Ecseghy (Zweiter von links) brillierte mit Werken von Mozart, Albinoni, Rossini und Vivaldi im italienischen Stil in der Klosterkirche Springiersbach. TV-Foto: Wolfgang Frech

Das Kammerensemble „Camerata Europeana“ unter der Leitung von Janos Ecseghy (Zweiter von links) brillierte mit Werken von Mozart, Albinoni, Rossini und Vivaldi im italienischen Stil in der Klosterkirche Springiersbach. TV-Foto: Wolfgang Frech

Bengel. Zum 30-jährigen Bestehen der Springiersbacher Klosterkonzerte gastierte das Streicherensemble "Camerata Europeana", und das Publikum war zahlreich in der Klosterkirche erschienen, angelockt wohl auch vom Vivaldi-Klassiker "Die vier Jahreszeiten". Die achtköpfige Musikergilde überzeugte dabei mit spielerischer Frische, die das Konzert zu einem Ohrenschmaus machte.Gleich zu Beginn erklang Mozarts "Divertimento D-Dur" aus dem Jahr 1772, einem Werk, dass dem dreisätzigen italienischen Typus entspricht, und dem es auch seinen eingängigen singenden Tonfall verdankt. Die jungen Musiker verstehen es in der künstlerischen Ausführung glänzend, die charakteristische Mischung aus energischem Ausdruck und gesanglicher Melodik umzusetzen.Das wehmütige "Adagio in g-moll" des Barockkomponisten Tomaso Albinoni (1671-1751) gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Werken der Musikliteratur. Albinonis melodischer Erfindungsreichtum wird im musikalischen Dialog des Soloviolinisten Janos Ecseghy, der bereits als Zwölfjähriger debütierte, mit seiner Streicherbesetzung zu einem wahren Hörgenuss.In Gioacchino Rossinis (1792-1868) Streichersonate Nr. 2, A-Dur, besticht das heitere "Allegro" mit seinen schwelgerischen Ton- und Melodiefolgen. Die beiden Soloteile für Cello und Kontrabass, überzeugend von den Musikern interpretiert, geben diesem Kopfsatz seine besondere Note. Nach einem zarten, mit tänzerischen Konturen gespickten "Andante", streben die Künstler mit viel Spielwitz und Tempo dem Allegro-Finale unaufhaltsam zu.Antonio Vivaldis (1678-1741) barockes Schmuckstück "Die vier Jahreszeiten" aus dem Jahr 1725 besteht aus vier Violinkonzerten mit jeweils drei Sätzen. Jedem Konzert ist ein Gedicht in Form eines Sonetts vorangestellt, was somit den programmatischen Hintergrund beschreibt. Das Künstlerensemble beeindruckte, wie es die kompositorische Farb- und Formensprache in der Klosterkirche aufnahm, in Töne umsetzte und dem Zuhörer die Lieblichkeit, Widrigkeiten und Launen der Natur und des Jahreskreises musikalisch darbot. Eine besondere Leistung des Leiters Janos Esceghy war, wie er in der Rolle des Soloviolinisten auch noch mit "unsichtbarem Dirigierstab" das Ensemble aus fünf Violinen, Bratsche, Cello und Kontrabass zu rhythmisch präzisem Zusammenspiel, dynamischer Phrasierung und frischer Spielkultur antrieb. Feinste Pianissimo-Stellen der sengenden Sonne im "Sommer" stellt das Orchester mit energischem Forte einem heftigen Donner- und Gewittergrollen gegenüber. Die zupfenden Pizzicato-Töne entschweben im Kirchenraum und erinnern an fallende Regentropfen. Das "Largo" aus dem dreisätzigen "Winter", glänzend solistisch interpretiert, besticht durch seine besondere musikalische Noblesse und Innigkeit.Mit lang anhaltendem Beifall bedankte sich das Publikum für ein herausragendes Hörerlebnis und verließ erst nach einer Zugabe das Gotteshaus. Der Musikkreis Springiersbach und seine Anhänger dürfen sich hoffentlich noch viele Jahre an den Konzerten erfreuen.

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