Trompeter und Pfeifer

BERNKASTEL-WITTLICH. Lange bevor es Musikvereine gab, wirkten Dorfmusikanten oder kleinere Musikgruppen in den Eifel-, Mosel- und Hunsrückdörfern. Spielleute gab es zu allen Zeiten. Der erste Teil der TV -Serie beschäftigt sich mit den frühen Musikanten.

Spielleute gab es zu allen Zeiten in den Orten des Raumes Bernkastel-Wittlich. Mal waren es zwei oder drei Dorfmusikanten, mal war es eine Gruppe Trommler oder Trompeter, mal war es ein einzelner Pfeifer. Konkrete Berichte liegen nur hin und wieder vor. 1618 wurde in Wittlich ein "Spielmanns-Sohn" getauft, dessen Pate der Koch des Erzbischofes und der "Bäcker in der Burg" war. 1698 feierten die Einwohner von Minheim/Mosel das vorläufige Ende der Türkenkriege. "Hier zu Minham wurde der Friede am 5. Januar 1698 verkündet und mit großem Gepränge, wie es in den Kräften unserer kleinen Pfarrei stand, gefeiert mit Hilfe dreier Musikanten aus Neumagen." Im August 1714 empfingen die Bernkasteler Bürger den Trierer Erzbischof Karl Josef. Mit dabei waren die Junggesellen mit Fandell (Fahnen) und Trommeln. In früheren Zeiten mussten mancherorts alle zur Verfügung stehenden Musikinstrumente bei den Treibjagden des Kurfürsten benutzt werden, so in Wittlich 1760: "Auf einer Jagdt zu Wittlich wurden einstens in einem großen Treibjagen 11 Wölfe geschossen... im Beytreiben hatten die Treiber eine türkische Musique und alle Sorten von Lärm machenden Instrumenten bey sich." Im 18. Jahrhundert wird vielerorts von Musikanten gesprochen, die Fronleichnamsprozessionen umrahmten. Bei diesen Musikanten darf man nicht an die heute die Prozession begleitenden örtlichen Blaskapellen denken, sondern an Spielleute mit Geigen, Flöten und Trommeln. Einerseits ergänzten sich im 18. Jahrhundert kirchliche Feiern und die dörfliche Musik. Andererseits kam es zu Verboten, ja sogar zu Auseinandersetzungen zwischen den Musikanten und den kirchlichen Behörden. "Private Musik" wurde verpachtet

1770 verbot der Kurfürst "das Tanzen und Spielen mit Instrumental-Musique an Sonn- und Festtägen sowohl Abends, als den Tag hindurch, zumalen diese Tage von Anfang bis Ende geheiligt seynd und gefeyeret bleiben müssen". Besonderen Anstoß erregten im 18. Jahrhundert die Schlägereien der Musikanten, die bei privaten Festen wie Hochzeiten und Kindtaufen aufspielten. Solche Szenen entstanden vor allem, wenn fremde Musikanten anstelle der einheimischen von den Veranstaltern hinzugezogen wurden. Der Kurfürst sah sich gezwungen, die "private Musik" zu verpachten, d.h. in einem örtlich oder regional abgegrenzten Bereich durften bei Hochzeiten, Kindtaufen, Begräbnissen oder sonstigen öffentlichen oder familiären Feiern nur die für diesen Bereich offiziell zugelassenen Musikergruppen herangezogen werden. In die Praxis ließ sich diese Regelung nicht umsetzen, so dass die wohlgemeinte Neuerung, die die Streitereien nicht beseitigen konnte, einschlief. 1798 setzte die Bernkasteler Bürgerschaft die neue französische Verwaltung ein. Auf dem Marktplatz formierte sich ein langer Zug, der sich mit "tönender Musik" in Bewegung setzte. Als Gruppe innerhalb des Festzuges wird die "Trommel mit der Musik ... nebst den städtischen Musikanten" aufgezählt. In Wittlich wurde 1810 ebenfalls aus Anlass eines politischen Ereignisses gefeiert: Napoleon Bonaparte vermählte sich in Paris mit Marie Louise von Österreich. Anlässlich seiner Hochzeit verfügte Napoleon die Verheiratung von 6000 im Ruhestand lebenden Soldaten. In Wittlich verzeichnete der Kantonspfarrer aufgrund dessen zwei Trauungen, die am 27. Mai 1810 feierlich vollzogen wurden. Tags zuvor wurde das "Fest durch Läutung aller Klocken angekündigt, während diesem zog eine Militaire Musick durch alle Straßen der Stadt ... Anderntags waren die beiden Brautpaare unter Begleitung der Musick abgenohmen. ... Während allen Feierlichkeiten ertönte die Musick, zu den schicklichen Epochen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort