Viel Arbeit, wenig Romantik

Für Touristen immer ein Highlight sind Heimatmuseen der Region, in der sie ihre Ferien verbringen. In Manderscheid liegt ein Schwerpunkt des Heimatmuseums auf Grafen, Rittern und dem Gesinde der Burgen.

 Die malerischen Burgen prägen das Städtchen Manderscheid. Das Heimatmuseum beschäftigt sich unter anderem mit ihrer Geschichte.TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Die malerischen Burgen prägen das Städtchen Manderscheid. Das Heimatmuseum beschäftigt sich unter anderem mit ihrer Geschichte.TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Manderscheid. Die malerischen Burgen prägen bis heute Leben und Einkommen der Manderscheider: Kein Tourist, der sie ausließe. So ist es nur logisch, dass sie auch in dem kleinen Heimatmuseum in der Kurfürstenstraße eine große Rolle spielen. Anhand zahlreicher aus der unmittelbaren Umgebung zusammengetragener Funde wird nachvollziehbar, wie hier zwei Herrschaftsbereiche unmittelbar aneinander grenzten. Die Oberburg gehörte zum Kurfürstentum Trier, die Niederburg zum Herzogtum Luxemburg. Ein lebensgroßes Grafenpaar hinterlässt im Angesicht eines bemerkenswerten Burgenmodells den Eindruck stolzer Herrschaften des ausgehenden Mittelalters. Tradition hat in "Manischt" seit dem 15. Jahrhundert das Wollweberhandwerk. Die Spinn- und Webstube liefert den Beweis "zum Anfassen". Seltenheitswert hat eine komplett eingerichtete Schusterwerkstatt: Werkstücke und alles notwendige Handwerksgerät sind Zeugen vergangener Zeiten, in denen Schuhe noch aus Leder waren und Schäden repariert wurden. Von der Geborgenheit der Eifel erzählen das liebevoll eingerichtete Schlafzimmer und die Bauernküche, der Mittelpunkt allen familiären Lebens. Sie war der einzige beheizte Raum in den Bauernhäusern. Hier buken die Frauen riesige Brotlaibe, entrahmten und verbutterten die Milch, mahlten den Getreidekaffee und produzierten so tagaus, tagein verlockende Düfte. Wer allerdings romantisch wird, den belehrt das Probesitzen im Klassenzimmer eines besseren: keine Spur von Ergonomie. Hier wurde noch ausschließlich mit Mitteln des Frontalunterrichts gelehrt. Und wer heil aus der Schule herauskam, konnte meist schnurstracks zu den Eltern aufs Feld laufen und dort anpacken. Fast alles wurde von Hand erledigt. Handgetriebene Mühlen und Sensen können jetzt in der Scheune des Heimatmuseums bewundert werden. Ein Hauch von Bürgertum lag jedoch ebenfalls immer über Manderscheid mit seinem kurfürstlichen Amt: Mindestens Amtmänner und Posthalter konnten sich eine "gute Stube" leisten. Das von 70 Mitgliedern des Fördervereins unterstützte städtische Museum hat seinen Sitz in einer früheren Schenke. Hier, gegenüber dem Rathaus, feierten jene Männer, die ihre neugeborenen Kinder angemeldet hatten. Manchmal feierten sie derart, dass sie falsche Namen angaben - sehr zur Verwunderung dieser Kinder, wenn sie als Erwachsene eine Urkunde benötigten und feststellen mussten, dass sie von Amts wegen ganz anders hießen.Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, samstags 10 bis 12 Uhr, auf Anfrage auch Sonderzeiten. Gruppenführungen sind über die Touristinformation buchbar, Telefon 906572 / 932665. Eintrittspreise: Erwachsene 1,50 Euro, mit Kurkarte 1 Euro, Kinder 50 Cent, Führungen 15 Euro.

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