Voll Liebe und Sehnsucht

WITTLICH. (peg) Tosender Applaus begleitete Pianistin Ute Körner und Opernsängerin Ingrid Wagner durch ihr Konzert. Die beiden Freundinnen beleuchteten musikalisch das Thema Liebe in all seinen Facetten.

In der Synagoge ging es bereits vor Beginn des Konzertes lebhaft zu: Das Publikum kannte sich untereinander; viele Gesangsschüler von Ingrid Wagner ließen es sich nicht nehmen, ihre Lehrerin auf der Bühne zu erleben. Eine besonders treue Schülerin moderierte sogar den Abend: Kristina Klaß bereicherte mit lebendig vorgetragenen Geschichten über Dichter, Komponisten und Zeitgeist der vorgetragenen Lieder den Abend. Auch aus dem großen Freundeskreis der Sängerin waren die Gäste zahlreich gekommen. So hatte das Konzert denn etwas sehr Familiäres und Intimes. Zum ersten Mal trat Wagner gemeinsam mit der Wiesbadener Pianistin Ute Körner auf, die sie während einer Fortbildung kennen gelernt hatte: Immer wieder hatte die darauf gedrängt, sich doch endlich einmal zu zweit auf eine Bühne zu wagen. "Ich bin so froh, dass ich sie habe überreden können", sagt sie am Ende des Konzertes, in dem die beiden Musikerinnen sich mit der Liebe beschäftigten. "Schwärmerisches, Heiteres und Besinnliches" zu diesem ewig jungen Thema stand auf dem Programm. Sanft und zart begannen Körner und Wagner den ersten Teil: Romantische Lieder großer Komponisten wie Haydn, Brahms und dem unvermeidlichen Schubert erzählten von glücklicher, aber auch unerfüllter Liebe, von Träumen und Sehnsüchten. Mittler zwischen der reellen und der inneren Welt der Gefühle könnten und sollten sie sein, die romantischen Lieder vergangener Jahrhunderte, so Klaß. Am Ende des ersten Teiles blitzte aber bereits Wagners Temperament auf: Zigeunerlieder brachten Hüften schon mal zum Wiegen. Nicht mehr zu bremsen war die Sängerin spätestens ab dem Lied, das Fred Raymond ihr auf den Leib geschrieben zu haben schien: "Ja, das Temp'rament" aus der Operette "Maske in Blau". Die feuerrote Federboa unterstrich das Ingrid Wagner eigene Gemüt; immer wieder stieg sie hinunter ins Publikum und griff sich, nach wem es ihr gerade beliebte. Ob Handkuss oder ein flottes Tänzchen im Dreivierteltakt: Bereitwillig machten die Männer mit. Daran konnten auch die - zugegeben äußerst charmant vorgetragenen - Vorwürfe an das starke Geschlecht nichts ändern: "Benjamin, ich hab nichts anzuziehen", Justav, Theophil oder auch das Knie des lieben Hans, niemand kann es der Diva aus Zeltingen-Rachtig Recht machen, obwohl die nicht nur an der Mosel nach dem passenden Pendant gesucht hatte. Selbst in Berlin war einfach nichts Adäquates zu finden: "Für gut" jedenfalls kann sie keinen der im Lied zitierten Herren mitnehmen. Mit Walzerkönig Robert Stolz hatte 1982 die musikalische Karriere Wagners begonnen: "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein", sicherte ihr 1982 die Aufnahme an der Musikhochschule Aachen. Mit ungebrochener Inbrunst trug sie diese Sternstunde der Musik vor, die ganz ohne das komödiantische Talent der Sängerin auskommt, das die Zuschauer im letzten Konzertteil Tränen lachen ließ. Mit wenigen Requisiten zauberten Körner und Wagner die jeweils passende Stimmung in die Synagoge. Zu guter Letzt hatte der Strumpf ein Loch, auch ein Ohrring musste im Eifer des temperamentvollen Gefechtes dran glauben: Ganz egal angesichts des Genusses für Augen und Ohren, den das Publikum mit stehenden Ovationen und einem Meer von Blumen belohnte. Wer Ingrid Wagner verpasst hat, kann sie am kommenden Samstag ab 20.30 Uhr im Weingut Johannes Lütticken erleben.

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