Von Bach, Buxtehude & Co.

Hillesheim. (gkl) Zu einer Reise durch die Entwicklung der Orgelmusik in drei Jahrhunderten wurde das Konzert an der Stummorgel in der Pfarrkirche Hillesheim. Solist war der Steinfelder Kirchenmusiker Andreas Warler.

 Zu einem orgelmusikalischen Geschichtsunterricht machte Bruder Andreas Warler sein Orgelkonzert an der Stummorgel der Pfarrkirche St. Martin in Hillesheim. TV-Foto: Gerhard Kluth

Zu einem orgelmusikalischen Geschichtsunterricht machte Bruder Andreas Warler sein Orgelkonzert an der Stummorgel der Pfarrkirche St. Martin in Hillesheim. TV-Foto: Gerhard Kluth

Es wird kaum jemanden geben, der die Behauptung, Johann Sebastian Bach sei der bedeutendste Komponist von Orgelwerken, den es je gab, in Abrede stellt. Er bildet gewissermaßen das Zentrum eines musikalischen Kosmos', auf das sich bis in unsere Tage nahezu alles bezieht. Aber auch Bach musste, bevor er diese Größe erreichte, lernen. Einer seiner wichtigsten Lehrer war der Meister Dietrich Buxtehude, der von 1668 bis zu seinem Tod 1707 das Organistenamt an der Lübecker St. Marienkirche versah. Berühmtheit hat die Geschichte erlangt, nach der Bach bei seinem Dienstherrn in Arnstadt um wenige Wochen Urlaub nachsuchte, um bei Buxtehude zu lernen.Buxtehude hat bei Bach tiefe Spuren hinterlassen

Eigenmächtig hatte der junge Organist dann seinen Aufenthalt auf vier Monate verlängert. Viele Legenden ranken sich um diese im Kern wahre Begebenheit, deren farbigste Ausschmückungen ein Faktum nicht verändern können: Kaum ein Lehrer hat solch tiefe Spuren im Gesamtschaffen Bachs hinterlassen wie eben jener Buxtehude, dessen Leben vor 300 Jahren endete. Andreas Warler, Mitglied im Steinfelder Salvatorianerkonvent und dort Kirchenmusiker, gestaltete sein Orgelkonzert in der Pfarrkirche St. Martin in Hillesheim fast schon zu einer Lehrstunde über die Entwicklung der Orgelmusik in drei Jahrhunderten und nahm als Ausgangspunkt drei Werke Buxtehudes. Hier wählte er das Praeludium in a, BuxWV 153 und Präludium, Fuge und Ciaconna in C, BuxWV 137 sowie die Choralfantasie über "Wie schön leuchtet der Morgenstern", BuxWV 223 aus - Werke, mit denen sich das Schaffen Buxtehudes sehr gut charakterisieren ließ. Danach richtete Warler den Blick auf Bach mit zwei sehr kunstvollen Choralvorspielen über "Allein Gott in der Höh sei Ehr", BWV 661 und 662, und dem Concerto in G-Dur, BWV 592, bei dem Bach ein Streicherkonzert für die Orgel übertragen hat. Warler demonstrierte die Verwandtschaft der Werke, zeigte die Weiterentwicklung auf, belegte aber auch seine eigenen musikalischen und technischen Fähigkeiten. Nach Bach wandte sich Warler den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Christian Heinrich Rinck zu, Ersterer ein großer Verehrer von Bach, Rinck gar ein Schüler. In Mendelssohns dritter Orgelsonate zeigte der Interpret, mit welch tiefem Ernst der Komponist auf den Spuren seines geistigen Lehrers wandelte, bei Rinck zeigte er mit den Variationen über ein Thema von Corelli auf, wie sehr dieser sich von der erheblich leichteren, fast möchte man sagen oberflächlichen Klassik schon hatte beeinflussen lassen. Als gekonnt muss man den Abschluss des gut besuchten Konzerts bezeichnen, in dem Warler mit einer freien Improvisation die Rinck'sche Tonsprache aufnahm und behutsam wieder in die ernsthafte Tiefe zurückführte, ohne jedoch die vergnügliche Leichtigkeit zu verlassen. Ein lehrreicher, ansprechender und bemerkenswerter Abend, der mit verdientem herzlichen Applaus bedacht wurde.

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