Von Bach bis Gershwin

THALFANG. Am Sonntag fand bereits zum elften Mal der Tag des offenen Denkmals statt. Das ist ein Tag, der allen Interessierten die Möglichkeit bietet, Baudenkmäler unter sachkundigen Führungen zu besichtigen.

Bei solchen Besichtigungstouren kommen viele Kostbarkeiten ans Tageslicht. Zu ihnen zählt die 125 Jahre alte Stumm-Orgel in der evangelischen Kirche in Thalfang. Zum Orgeljubiläum lud das Presbyterium zu Kirchenführungen mit Turmbesteigungen und Orgelbesichtigungen ein. Höhepunkt war ein Orgelkonzert.Der Tag wurde um 10.30 Uhr mit einem musikalischen Gottesdienst mit Kirchenführung und Turmbesteigung durch Pfarrer Winfried Krause und einer Orgelbesichtigung mit Organist Reiner Stolp eröffnet. Um 12, 14, 16 und 18 Uhr standen Bach-Choräle, Variationen von Kirchen- und Kinderliedern und romantische Klänge zum Feierabend auf dem Programm.Höhepunkt war um 20 Uhr ein brillantes Orgelkonzert im Kerzenschein unter dem Motto: "Eine musikalische romantische Reise durch Europa", von Bach bis Gershwin. Ausführende: Reiner Stolp aus Merscheid, Orgel; Dorothea Müller, Hilscheid, Flöte und Georg Klar, Thalfang, Trompete. Die Übergänge schuf mit besinnlichen Worten Pfarrer KrauseBei der fachkundigen Orgelbesichtigung durch Reiner Stolp erhielten die Besucher interessante Informationen über die Geschichte und die Gliederung der 125 Jahre alten Orgel, die von den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach gebaut wurde. Sie gehört zu den wenigen, fast unveränderten Zeugen der Handwerks- und Künstlerfamilie."Die Klangfarbe ist Barock, wie zu Zeiten von Johann Sebastian Bach üblich, und es kann heute noch auf dieser Orgel gespielt werden", sagt der Organist."Eine ältere Orgel aus dem Jahre 1750 wurde 1877 durch die heutige ersetzt. Sie hat 300 Holz- und 800 Metallpfeifen, wobei die Kleinste dreieinhalb Zentimeter und die Größte 4,60 Meter hoch ist. Die Orgel ist bis auf die Prospektpfeifen im Originalzustand von 1878. Diese wurden 1917 ausgebaut und zu Gewehrkugeln verarbeitet. 1956 wurden sie ersetzt. Die im Original erhaltenen Blasebälge wurden von der Schreinerei Wilhelm Höfner in Thalfang hergestellt."Zur Gebäudegeschichte informierte Pfarrer Krause: "Auf den Grundmauern der ersten Thalfanger Kirche, die um 1200 den Flammen zum Opfer gefallen sein soll, wurde in Etappen die heutige Pfarrkirche erbaut. Zuerst wurde der Turm errichtet. Zwei an der Nord- und Ostseite 1961 wieder freigelegte Schallfenster mit romanischen Doppelbögen und Kapitellen erlauben eine Datierung um 1220 bis 30. Dann wurde - wohl durch den Abt von St. Maximin als Zehntherrn - um 1300 die dreischiffige Kirche mit ihren gotischen Gewölben und Fenstern erbaut. Schließlich um 1450 der hochgotische Chor, in dem links ein kunstvolles Sakramentshäuschen der Kueser Steinmetzschule angebracht ist. Der Turm erhielt im 16. Jahrhundert sein heutiges Glockenhäuschen. Der steile Turmhelm wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts neu errichtet. Im Inneren stiftete 1716 der Dhronecker Amtmann Friedrich Christian Heusner eine prächtige Sandsteinkanzel."

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