Wuchtige Virtuosität und subtiler Ausdruck

Bernkastel-Kues. (gkl) Mit der Konzertreihe "Musikalische Horizonte" haben die Mosel Festwochen eine Plattform für junge Pianisten geschaffen. In diesem Jahr eröffnete Calogero Di Liberto die kleine Serie und begeisterte sein Publikum.

 Der italienische Pianist Calogero Di Liberto begeisterte sein Publikum mit virtuosem und gleichzeitig sehr gefühlvollem Spiel.Foto: Gerhard Kluth

Der italienische Pianist Calogero Di Liberto begeisterte sein Publikum mit virtuosem und gleichzeitig sehr gefühlvollem Spiel.Foto: Gerhard Kluth

Schon zum dritten Mal ging der Zyklus "Musikalische Horizonte" im Rahmen der Mosel Festwochen an den Start. Im Cusanusjahr hatte man den Wunsch, das Geburtshaus des Philosophen stärker als sonst in das Festival einzubeziehen. Daraus ist eine feste Einrichtung geworden, zu der man nur gratulieren kann. Die vier Matineen bieten jungen Pianisten eine Plattform, auf der sie sich präsentieren und in einem großen Festival Erfahrung sammeln können. Dem Publikum bietet sich die Möglichkeit, einen Blick in die pianistische Zukunft zu werfen. Zur diesjährigen Eröffnung war der junge Italiener Calogero Di Liberto in der Doctorstadt gekommen. Zwar studiert Di Liberto noch derzeit an der Rice University in Houston/USA, aber die in seiner Vita aufgeführten, zahlreichen internationalen Preise zwangen den Konzertbesuchern uneingeschränkte Anerkennung ab. Leider fand nur eine kleine Schar von Zuhörern den Weg in das Cusanus Geburtshaus, um einem wirklich außergewöhnlichen Künstler Gehör zu schenken. An den Anfang hatte Di Liberto die 1784 uraufgeführte c-moll Sonate, KV 457, von Wolfgang Amadeus Mozart gesetzt. Zwar stammt dieses Werk noch aus relativ glücklichen, weil finanziell gesicherten Zeiten des Komponisten, sie hat aber auch deutliche melancholische Anteile, die vielleicht in Beziehung zur Widmungsträgerin der Sonate stehen, der Mozartschülerin Therese von Trattner. Besonders den zweiten Satz, ein Adagio, gestaltete Di Liberto gleichsam einem intimen Dialog, äußerst subtil und filigran. Sein Spiel war gekennzeichnet von vornehmer Zurückhaltung. Ganz in seinen Bann zog er die Zuhörer mit Robert Schumanns Arabeske, Opus 18. Entstanden ist das Werk unter dem Eindruck der erzwungenen Trennung des Komponisten von seiner Geliebten Clara Wieck. Di Libertos emphatische Spielweise führte das Publikum so tief in die fast schon sentimentale Gefühlswelt, dass der eigentlich wohlverdiente Applaus ausblieb. Er hätte die Stimmung zerstört. Dass Di Liberto auch ein ausgezeichneter Pianist auf der technischen Seite ist, war im Verlauf des Konzertes hörbar geworden. Mit Frédéric Chopins h-moll Sonate, Opus 58, unterstrich er diesen Aspekt noch einmal mit aller Deutlichkeit. Hier war der Virtuose gefragt, ein Anspruch, dem der Solist mühelos gerecht werden konnte. Ob wuchtig, grimmig, perlend oder elegant, Di Liberto beherrschte die ganze Palette. Eine Matinee, bei der es nur eines zu bedauern gibt: die geringe Anzahl der Zuhörer. Im nächsten Konzert am Sonntag, 27. Juli, um 11 Uhr im Cusanus Geburtshaus, spielt Severin von Eckardstein Werke von Mozart, Grieg und Crumb. Karten gibt es ab 10 Uhr an der Konzertkasse. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre haben freien Eintritt.

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