Abenteuer im Asphaltdschungel

Haben Sie es auch bemerkt? Das beliebteste Thema dieser Kolumne sind die alltäglichen Abenteuer von Autofahrern im Asphaltdschungel. Wir lesen von genervten Stau-Opfern, die sich den Frust von der Seele schreiben; von besorgten Müttern, die vor den Gefahren des Rasens und Drängelns warnen; vom ungläubigen Staunen über tollkühne Eskapaden todesmutiger Radfahrer; von krakeelenden Primaten und ihren adrenalingesteuerten Rangeleien an der Ampel.

Ungefähr jede sechste Kolumne handelt von Autos. Das ist logisch. Es hängt ja auch jeder sechste Arbeitsplatz in Deutschland von der Automobil-Branche ab. Aber es geht um mehr. Es geht um Ur-Instinkte, um die Art-Erhaltung: das Autofahren als Gleichnis für den Überlebenskampf des modernen Menschen. Von Fußgängern lesen wir selten - obwohl diese Spezies viel gefährdeter ist. Deshalb ist diese Kolumne allen Menschen gewidmet, die sich noch auf zwei Beinen fortbewegen. Zum Beispiel jene hoch betagte Dame, die allmorgendlich nahe der Abtei St. Matthias in Trier-Süd unterwegs ist. Wenn die Fußgänger-Ampel auf Grün springt, tapert sie los, auf eine Gehhilfe gestützt. Meist schafft sie den Weg nicht in einem Zug. Die Ampel zeigt wieder Rot. Die Dame hält inne, mitten auf der Kreuzung, verschnauft. Besorgte Autofahrer steigen aus, helfen ihr über die Straße (na also, es geht doch!). Ich weiß nicht ihren Namen, ich kenne nicht ihr Ziel. Aber sie verdient Respekt und Bewunderung, die mutige alte Dame. Ein Denkmal für die letzte Fußgängerin! Peter Reinhart

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort