Advent - Zeit der Sehnsucht

Morgen feiert die Kirche den ersten Adventssonntag. Der Advent ist eine Zeit des Wartens, des Hoffens, der Sehnsucht. Wir warten darauf, dass die Tage wieder länger werden, wir sehnen uns nach Wärme, Licht und Geborgenheit.

Wenn wir Christen den Advent eine Zeit der Erwartung und Sehnsucht nennen, sprechen wir von einer anderen Art Sehnsucht. Wir spüren diese Sehnsucht als etwas nicht Greifbares, Beunruhigendes, Unbestimmtes. Wir warten und suchen ein Mehr, hoffen auf etwas Erfüllendes, das über uns selbst hinausgeht. Diese Sehnsucht nimmt immer wieder Besitz von uns. Sie ist ein Prozess, der sich auf die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott richtet. Wir wissen, dass wir diese Gemeinschaft nicht erzwingen, sondern nur vertrauensvoll erwarten können. Deshalb ist unsere Sehnsucht darauf angewiesen, dass sie offen gehalten wird, dass wir sie nicht mit vordergründigen Dingen stillen. Adventsfeiern, Weihnachtsmärkte, stimmungsvolle Musik, Weihnachtseinkäufe, Plätzchen und Lichterketten können uns auf Weihnachten einstimmen. Übertünchen diese Äußerlichkeiten aber die Sehnsucht nach dem menschgewordenen Gott, verlieren wir ihn aus unseren Augen und Herzen, dann gehen wir am Sinn von Advent und Weihnachten vorbei. Das Bemerkenswerte ist ja, dass nicht nur der Mensch ein sich Sehnender ist, sondern auch Gott aktiv wird. Er sucht den Menschen. Der heilige Augustinus sagt: Die Sehnsucht Gottes ist der lebendige Mensch. Und der Mensch erwidert dieses Tun Gottes durch seine Sehnsucht nach ihm - ein Fragen und Antworten, ein Geben und Nehmen, ein Schenken und Beschenkt werden, ein Leben in Beziehung. Unser Einsatz und gleichzeitig unser Gewinn ist es, die Sehnsucht nach Gott wach zu halten. Advent - Zeit der Sehnsucht. Ich wünsche uns, dass wir unsere Sehnsucht wach halten und dass wir diese Adventszeit in freudiger Erwartung auf den Menschensohn leben. Monika Bauer-Stutz, Wengerohr

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