Animalische Imagepflege

Seit wenigen Wochen begrüßt eine riesige, aufgeblasene, blaue Gummi-Ente auf dem Dach einer blauen Tankstelle die Autofahrer am Eingang von Wittlich. Vordergründig macht das Tier Reklame für Autowäsche, aber hintergründig fragt sich die interessierte Beobachterin: Was ist da los? Geht es der bekannten Treibstoff-Kette um Konkurrenz zu der ebenfalls bekannten Schnell-(Fr)Ess-Kette, die am Stadteingang mit einer aufgeblasenen Tüte Pommes - respektive einem überdimensionalen Nikolaus zur Weihnachtszeit - für sich wirbt? Oder läuten die beiden Giganten einen neuen Trend ein? Man stelle sich vor, immer mehr Geschäfte in der Innenstadt folgen diesem Beispiel. Über dem neuen Buchladen schwebt eine riesige Harry-Potter-Ausgabe, eine monumentale Tomate ziert den Bioladen und ein gigantisches Kondom (personifizierter Größenwahn der männlichen Bevölkerungshälfte) macht auf Wittlichs ersten Sex-Laden aufmerksam. Ein buntes Treiben in luftigen Höhen fast wie beim Ballonfahrer-Meeting. Wie schön!Vielleicht aber hatten die Tankstelle-Betreiber mit der blauen Ente auch ganz anderes im Sinn, einen Image-Wechsel für die Stadt nämlich. So soll es doch Vegetarier geben, die das Sauen-Gemetzel zur alljährlichen Kirmes und die Zur-Schau-Stellung der armen Schweine heftig kritisieren. Der brutale Name "Säubrennerstadt" stößt nicht nur bei ihnen auf großes Missfallen. Könnte es sein, dass mit der freundlich-lächelnden Ente der Versuch gestartet werden soll, die Stadt mit dem martialischen Meuchel-Namen in ein friedliches Entenhausen zu verwandeln?

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