Auf der Autobahn nachts um halb eins

Es ist Sonntagnacht, die Straßen zwischen Düsseldorf und Trier sind fast LKW-frei, und ich in Rekordzeit auf dem Weg nach Hause - besser lief's noch nie. Prüm liegt hinter mir und die stockdustere, aber leere A 60 vor mir.

Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung und Lastwagen ist es die reine Freude. Etwa ein Drittel des Autobahnstücks habe ich geschafft. Ich rechne gerade, wie deutlich ich die Zwei-Stunden-Marke unterbieten kann, da holt er mich ein - mein Beruf. Zunächst deutlich sichtbar, aber unmerklich als Blaulicht direkt hinter mir mit einer blinkenden Aufforderung zum Anhalten darunter. Ich tue, wie mir geheißen wird, und biege auf den um diese Zeit finsteren Parkplatz Prümer Land ein, das blaue Flackern direkt hinter mir. Ich öffne die Wagentür und zwei Beamte grüßen mich freundlich, stellen sich als Mitarbeiter des Zolls vor, die eine Drogenkontrolle machen, und einer bittet um meinen Ausweis. Mit einer Taschenlampe leuchtet er erst die Plastikkarte, dann mich an und sagt: "Sie sind doch vom Volksfreund." Was ich nicht abstreiten will. Und: "Sie schreiben doch samstags immer Ihre Kommentare." Auch das ist kaum zu bestreiten. "Worüber haben Sie gestern denn nochmal geschrieben?", fragt er freundlich, während sich sein Kollege sichtlich wundert. Wir grübeln gemeinsam, denn mir fällt es kurz vor halb eins beim besten Willen nicht ein. Er hat ein besseres Gedächtnis: Es waren die Bierpreise beim Folklore-Festival in Bitburg. Von der Finsternis unbehelligt, entspinnt sich eine muntere Diskussion darüber, dass es nun wirklich nicht sein kann, dass Bier in Bitburg teurer ist als auf dem Münchner Oktoberfest. Darin sind wir uns einig. Kontrolliert werde ich nicht mehr, nur freundlich auf den weiteren Heimweg entlassen. An einen Rekord ist jetzt nicht mehr zu denken, aber ich weiß wieder, dass um halb eins auf dem Parkplatz Prümer Land der Slogan stimmt: "Der Volksfreund - er gehört zum Leben." ca/ves

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