Auf ewig umschlungen

"Die Liebenden von Valdaro" sollen nicht getrennt werden. Das Paar, das eng umschlungen in einem uralten Grab in Italien gefunden worden ist, soll als Ganzes geborgen und ins Museum transportiert werden.

"Wir möchten, dass sie so bleiben, wie sie all die Zeit waren - zusammen", sagte die Archäologin Elena Menotti. Die "ewige Umarmung" soll nicht getrennt werden. Was mag die Wissenschaftler dazu gebracht haben, so respektvoll mit 5000 Jahre alten Knochen aus der Steinzeit umzugehen, statt sie - wie sonst üblich - einzeln auszugraben? Welche Ausstrahlung muss das Paar gehabt haben, dass sie durch die Jahrtausende hindurch spürbar geblieben ist und sogar den Tod überdauert hat? In liebevoller, inniger Umar-mung liegt ein Skelett-Paar im Wüstensand. Das hat die Archäo-logen berührt. Ihr Bild ging um die Welt. Und wer die beiden betrachtet, der sieht sie immer noch in Liebe vereint. Ich fühle mich von dem Paar in der Zeitung angerührt, weil man allein im Bild die Liebe der bei-den spüren kann. Ich schaue mir die beiden an und merke, wie viel noch da ist von dem, was das Paar verbunden hat - und wohl immer noch verbindet. Für mich ist dieses Bild ein österliches Bild. Der Wüstensand, das Verfallene und der Staub erinnern mich an meine Vergänglichkeit, an die Vergänglichkeit jeglichen Lebens: "Bedenke, o Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst." Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. "Stärker als der Tod ist die Liebe", drückt es der Apostel Paulus aus. Irgendwann werden auch die Knochen der Liebenden von Valdaro zu Staub verfallen sein. Doch die Botschaft ihrer Umarmung verfällt nicht. Die Liebenden bleiben auf ewig umschlungen. Bedenke also, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst, dass aber die Liebe bleibt. Armin Surkus-Anzenhofer, Pastoralreferent, Dekanat Wittlich und Marienburg

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