Biologische Schäden lassen sich nicht abschätzen

Zum Artikel "Naturschutz, der nicht schützt" (TV, 8. Juli) meint dieser Leser:

Mit der Aktion Blau legte die Regierung von Rheinland-Pfalz 1994 ein richtungsweisendes Programm auf, das die Rückführung verbauter Fließgewässer in einen naturnahen Zustand fördert. Durch die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union, die unter anderem einen guten ökologischen Gewässerzustand, d.h. biologische Artenvielfalt und Durchgängigkeit der Fließgewässer verlangt, ergaben sich weitere Möglichkeiten. So konnte das "Lieser-Projekt" in Angriff genommen werden. Am Fluss selbst und seinen Zuflüssen waren 16 große Wehranlagen umzubauen, über 50 Rohrdurchlässe zu beseitigen oder zu erweitern, 17 Wehre/Sohlabstürze zu entfernen und neun Gewässerabschnitte zu renaturieren.

Bis Anfang 2002 wurde die vollständige Durchwanderbarkeit der Lieser von der Quelle bis zur Mündung wieder hergestellt. Natürlich besteht biologische Artenvielfalt eines Fließgewässer-Biotops nicht allein aus seinen aquatischen Lebewesen, sondern schließt die Uferlandschaft mit Vegetation und typischen Bewohnern an Vögeln, Säugern und Insekten ein. Und es ist erwiesen, dass die biologische Vernetzung eines Biotops umso stabiler ist, je mehr Arten sie tragen. So war es sinnvoll, das Liesertal und seine Talauen nach europäischen Maßgaben als Flora-Fauna-Habitat unter Schutz zu stellen. Seither wurde von der Forstverwaltung in Manderscheid viel zur Renaturierung der Talauen unternommen. Schon nach Jahresfrist war auf diesen Flächen eine erstaunliche Artenvielfalt zu beobachten. Da ist es doch widersinnig, wenn andererseits noch relativ naturnahe Wiesen entlang der Lieser - mit Billigung der "Unteren Naturschutzbehörde" - mit Herbiziden abgetötet, umgebrochen, mit Futtergras eingesät und in eine artenfeindliche Monokultur verwandelt werden. Die biologischen Schäden allein durch den Einsatz der Pflanzengifte lassen sich gar nicht abschätzen. Die zuständigen "Naturschutzbehörden" sind dringend gefordert, die für das Fauna-Flora-Habitat Liesertal gegebenen Richtlinien anzuwenden und auch gegen landwirtschaftliche Interessen durchzusetzen. Günter Fröhlich,

Manderscheid

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