In Bremen wurde in einigen Schulen sogar das Curriculum "Umgang, Benehmen, Verhalten" eingeführt, um Erziehungsdefizite bei Schulkindern aufzuarbeiten, da Bitten und Danken bei vielen Menschen nicht mehr zum Verhaltens- und Sprachrepertoire gehört. Trotz der jetzt herrschenden wirtschaftlichen Krise ist die Bundesrepublik für die meisten eine Anspruchsgesellschaft. "Dafür habe ich schließlich bezahlt!" "Das steht mir zu!" sind die Schlagwörter dafür. Die meisten Wünsche können wir uns selbst erfüllen. Dennoch sind wir manchmal auf die Mithilfe unseres Partners, unserer Freunde, Kollegen, Nachbarn usw. angewiesen. Mit einem "Dankeschön", verpackt in ein Lächeln oder ein kleines Geschenk können wir den Einsatz der anderen für uns anerkennen.

Dankbarkeit ist nicht nur eine höfliche Geste. Sie ist eine innere Haltung. Diese empfinden zu können ist Voraussetzung zum Glücklichsein. Die jetzige Adventszeit ist eine gute Gelegenheit für ein Innehalten, für eine Bestandsaufnahme: Wo wurde mir in letzter Zeit gedankt - wann habe ich jemandem gedankt? "Count your Blessings" - zähle die Segnungen, die du erfahren hast -, sagen die Briten. Ehrlich danken kann der, der sich beschenkt weiß, der nicht alles seiner eigenen Tätigkeit zuschreibt.

Wir werden auch beschenkt durch Gott. Wer sich beschenkt weiß, wird seinerseits schenken und mit anderen teilen. "Brot für die Welt" und "Adveniat" sind die aktuellsten Beispiele dafür. Darum ist neben der Dankbarkeit die Bereitschaft zu teilen eine der Grundhaltungen christlichen Lebens - auch über die Grenzen der eigenen Familie hinaus. Danken ist ein Weg, mein Vertrauen zu Gott auszudrücken. Danken ist ausgedrückter Glaube in der stärksten Form.

Der Autor ist Diakon in Wittlich.noj/bre