Darf es doch eins weniger sein?

Politische Entscheidungen sollten von rationalen Überlegungen, langfristiger Strategie und einem effektiven Umgang mit Steuermitteln geleitet sein. Es mag eine etwas akademisch anmutende Überlegung sein, als allgemeine Zieldefinition ist sie gleichwohl tauglich: Gerade in urbanen Kommunen wie Wittlich, in denen man anders als in Verbandsgemeinden nicht auf das Wohlwollen kirchturmsorientierter Ortsgemeinden schielen muss, sind die Voraussetzungen für eine solche Form der Politik gut.

Da kommunale Entscheidungen allerdings keine üppigen Verteilungsspielräume mehr bieten, ist Politik kein Spaß mehr, der pausenloses Schulterklopfen für das Verteilen von Wohltaten einbringt. Gerade, wenn sie rational, langfristig und sparsam sein will, muss kommunale Politik den Mut haben, nein zu sagen. Denn der Zusammenschluss verschiedener Orte zu einer Kommune ist nur sinnvoll, wenn er bestimmte Infrastrukturen zusammenfasst und Größenvorteile nutzt. Mit Blick auf die demografische Entwicklung gilt daher, dass das, was heute noch wünschbar erscheint, in zehn oder 20 Jahren überflüssig sein kann. Daher ist es an der Zeit, auch bei Debatten um Vereinshäuser in Stadtteilen heute schon zu prüfen, ob denn die vorhandenen Kapazitäten, die es an Räumen für Vereine in der Stadt insgesamt gibt, ausgelastet sind. Rational und langfristig denken heißt in diesem Zusammenhang: zunächst das Vorhandene zu nutzen, auch wenn es nicht vor der Haustür liegt. Nicht rational ist das Argument: Wenn es in Neuerburg ein solches Haus gibt, muss es auch in Wengerohr eines geben. Wenn man denn die Größe der Stadtteile ins Feld führt, so müsste der Schluss sein: Eher im deutlich größeren Stadtteil Wengerohr als in Neuerburg zu bauen. Beide zu berücksichtigen, ist zwar wohlfeil, hat aber mit einem sorgsamen Umgang mit Steuergeld wenig zu tun. Man muss sich nicht Zeiten zurück wünschen, in denen Vereine vor allem örtliche Gastronomie, die entsprechende Räume vorhielt, nutzten. Diese sind vorbei und kommen auch nicht wieder. Aber vielleicht ist es insgesamt - nicht nur in Wittlich und nicht nur bei der Frage nach Vereinshäusern - mit Blick auf die Zukunft eine sinnvollere Option, wenn in den Transport von Menschen zu vorhandener Infrastruktur und damit in deren Auslastung investiert wird und nicht weitere Einrichtungen in allen Stadtteilen. Zumindest könnte man einmal durchrechnen, wie denn die Folgekosten eines städtischen Busses inklusive Fahrer wären im Vergleich zu dem, was die Schaffung von Einrichtungen vor Ort kostet. noj/bre

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort