Das Geheimnis der Tür
Türen bergen ein Geheimnis. Sie können einen neuen Raum eröffnen - oder verschließen. Gehen wir hindurch, betreten wir eine andere Welt. Kommen wir aus der Kälte draußen nach Hause, verheißt die heimische Tür vertraute Wärme.
Gehen wir aus dem Haus, liegt Freiheit vor uns, wir treten "ins Freie". Sind wir bei anderen zu Gast, breitet sich vor unseren Augen aus, was vor der Tür nicht zu sehen war - ein Raum voller neuer Möglichkeiten.
Symbolisch sprechen wir davon, dass ein Lächeln eine Tür öffnet, die Tür des Herzens. Wer sich bewirbt, hofft, dass seine Bewerbung wie ein Türöffner neue Chancen bietet und sich ein neuer Lebensraum ausbreitet.
Kleine Geheimnisse bergen Adventskalender hinter ihren Türchen. Bilder zeigen sich, die uns mit den Motiven eines Tannenzweiges, einer Kerze, einem Engel einstimmen auf den heiligen Abend, wenn die Tür auf das große Geheimnis weist: ein Kind in der Krippe.
In der Bibel sagt Jesus von sich: "Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, wird gerettet werden (Johannes 10,9)". Der Raum, der sich mit ihm eröffnet, ist der Raum des Göttlichen. Er war verschlossen von der Gottesangst der Frommen, die vor lauter Ge- und Verboten den Zugang zum Erfahrungsraum Gottes verschlossen hatten. Jesus eröffnete den Raum neu für uns Menschen. Er hat sich durchlässig gemacht und Gott erfahren; er lädt uns ein, ihm dahin zu folgen. Er ist die Tür, das heißt der Weg, die Wahrheit, das Leben.
Diesen Raum zu betreten, bedeutet einen Verzicht: Es ist ein Machtverzicht. Wir haben die Klinke nicht in der Hand. Weder als Person noch als Institution Kirche steht es uns zu, Regeln aufzustellen, wer mit welchem Bekenntnis, welcher Tradition hinein darf und wer nicht. Jesus stellt keine Bedingung, doch er zeigt eine Voraussetzung: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht hineinkommen." Stille, Meditation, Gebet können eine Hilfe sein. Dass Gott in uns geboren werde…
Detlef Hein ist Gefängnis seelsorger in Wittlich