Demütigung der jüdischen Bürger

Zur Debatte um die Gedenktafel zur Verfolgung von Juden in Traben-Trarbach dieser Leserbrief:

Nach 62 Jahren ist es der Stadt Traben-Trarbach endlich gelungen, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ermordeten Juden am Museum in etwa drei Meter Höhe anzubringen. Wer die Tafel lesen oder sehen will, der braucht ein Fernrohr. Mit der Tafel an dieser unmöglichen Stelle wird dem Sinn "Nicht vergessen durch Erinnerung" überhaupt nicht entsprochen. Die Worte der Bürgermeisterin "die Gedenktafel ist aufgehängt", fehlt der Satz "und wir haben die Pflicht erfüllt". Seit Jahren wird diese leidige Angelegenheit immer wieder verschoben, vertagt oder in geheimen Sitzungen beschlossen. Im Januar 2006 hatte man mir versprochen, dass ich an einer öffentlichen Sitzung teilnehmen soll, aber die Sitzung wurde wieder geheim eingestuft. Ich habe daher in zwei Schreiben an den Stadtrat (29. Juli und 15. August 2007) gebeten, den Beschluss zu überprüfen und mich zu einer Sitzung einzuladen, wo dann die leidige Sache in der Öffentlichkeit besprochen und geklärt werden soll. Nur so ist es möglich, berechtigter Kritik höflich und anständig zu begegnen. Bisher habe ich keine Antwort erhalten, dadurch habe ich ganz erhebliche Zweifel an einer ordentlichen Bearbeitung. Man geht nun hin und hängt die Tafel in einer Eilaktion unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einer völlig falschen Stelle auf. Viele Bürger der Stadt und der Umgebung haben kein Verständnis und üben daher erneut heftig Kritik an der so schnellen und verständnislosen Lösung. Gedenktafeln gehören an ein Rathaus, Synagoge oder Haus, wo Juden vor der Deportierung hausen mussten, aber nicht an ein Museum. Mit dieser Lösung sehe ich erneut eine Demütigung der jüdischen Bürger und auch mir.Schuld an den vielen berechtigten Kritiken und der jetzigen Lösung hat die Verwaltung. Die Tafel gehört ans Rathaus, oder will man nicht mehr an die von dort ausgegangenen Verbrechen erinnert werden?Martin Schmitz Bernkastel-Kues Gedenken

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