Der "uncoole" Einstein

"Ich schäme mich in der Schule, über meinen Glauben zu reden" und "Glaube ist uncool". Aussagen von Jugendlichen von heute. Es gab und gibt sehr kluge Menschen, die sich keineswegs schämen, über ihren Glauben zu reden.

Ein 14-jähriges Mädchen fragte in einem Brief Albert Einstein - einen der klügsten Menschen, den wir kennen -, ob er Glauben habe. Er antwortete: "... Die Wissenschaft erfüllt jeden, der sich ernsthaft mit ihr befasst, mit der Überzeugung, dass sich in der Gesetzmäßigkeit der Welt ein dem menschlichen ungeheuer überlegener Geist manifestiere, dem gegenüber wir mit unseren bescheidenen Kräften demütig zurückstehen müssen." Der Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg schreibt: "Aber wir dürfen uns doch voll Vertrauen der höheren Macht in die Hände geben, die für unser Leben und im Lauf der Jahrhunderte unseren Glauben und damit unsere Welt und unser Schicksal bestimmt." Selbst Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, dem man vorgeworfen hat, damit den Glauben beschädigt zu haben, war ein höchst gläubiger Mensch. Er schrieb: "Es liegt etwas Großartiges in dieser Auffassung, dass das Leben mit seinen mannigfaltigen Kräften vom Schöpfer ursprünglich nur wenigen Formen oder gar nur einer eingehaucht worden ist und dass ... aus so einfachem Anfang sich eine endlose Zahl der schönsten und wunderbaren Formen entwickelt hat und noch immer entwickelt." Anfang Oktober veröffentlichte "Der Spiegel", der keineswegs besonders kirchen- oder glaubensfreundlich ist, ein Interview mit einem der führenden Evolutionsforscher unserer Zeit: Simon Conway Morris, der an der berühmten Universität Cambridge lehrt. Spiegel: "Das heißt, Sie glauben an Gott?" Morris: "Ja, viele Physiker sind sehr beeindruckt davon, dass unser Universum genau so konstruiert zu sein scheint, dass darin Leben überhaupt möglich ist. In der gleichen Weise bin ich beeindruckt von dem, was ich die Inhärenz der Natur nenne, also die innere Notwendigkeit, mit der sich alle evolutionäre Entwicklung vollzieht." Spiegel: "Glauben Sie, mit Ihrer Theorie Wissenschaft und Religion versöhnen zu können?" Morris: "So können Sie es nennen. Es gibt einen Blick auf die Schöpfung, der viel, viel reicher ist als bloß die Vorstellung: Schalter anstellen, und - schwupp - los geht's. Die Wissenschaften haben die Welt entzaubert, und nun fragt sich: Können wir ihr den Zauber zurückgeben?". Sind die alle "uncool"? Klugheit und Glaube schließen sich keineswegs aus - im Gegenteil. Dr. oec. Manfred Sliwka Niederscheidweiler

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