Die Vorsehung greift ein

Neulich in Prüm am Straßenrand, da standen zwei junge Männer. Die wollten nach Trier, und ich dachte mir: Die nehme ich mit. Warum auch immer. Ist nicht mein Hobby, junge Männer am Straßenrand aufzulesen.



Als sie sich rumdrehten, wusste ich warum: An ihren viel zu schweren Rucksäcken baumelten Jakobsmuscheln. Der liebe Gott hatte mir Pilger geschickt! Die mussten nach Trier, hatten Hunger, dreckige Socken und brauchten ein Bettchen. Und da hat der liebe Gott sich gedacht: Katharina hat ein Auto, einen Kürbis, aus dem man Suppe machen kann, eine Waschmaschine und ein Wohnzimmer, in das super zwei Isomatten reinpassen. Also hat er der Vorsehung gesagt, sie soll uns zusammenbringen, und das war sehr schön. Bapu und Marian sind 17, waren bis vor kurzem Waldorfschüler und nehmen sich gerade mit Erlaubnis ihrer Eltern eine Auszeit, um den Jakobsweg zu gehen. Bei Blankenheim hatten sie sich verlaufen, im Regen gefroren und Hunger gehabt. Bei Kronenburg hat ein netter Mensch sie eingeladen. Und in Trier hat Bapu nachts mit Kürbissuppe im Bauch in einem Wohnzimmer geschlafen und von Pocahontas geträumt. Bapu liebe Disney-Filme, erklärte Marian beim Frühstück. Die beiden sind echt süß. Möge die Vorsehung ihnen auf den nächsten 2300 Kilometern noch viele Verabredungen bescheren. Bonne route! Buen camino! Und grüßt mir Santiago!

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