"Die Welt ist mir ein Lachen"

Wenn in den kommenden Tagen Karnevalslieder erklingen, gereimte Predigten von der Kanzel vorgetragen werden und die Rufe Alaaf, Helau, Kreiau ertönen, wird hörbar, dass Karneval und Religion keine unverträglichen Geschwister sind.

Der Mainzer singt: "Do wackelt de Dom", der Kölner meint: "Mer losse d'r Dom in Kölle, denn do jehöhht hä hin". Der heilige Thomas Morus betete: "Herr, schenke mir Sinn für Humor, gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile."Der Kirchenvater Chrysostomos (400 nach Christus) hingegen schien zu seiner Zeit nicht viel von Humor und Lachen in Verbindung mit Religion zu halten, denn er sagte: "Nicht dazu sind wir beisammen, um schallendes Gelächter anzuschlagen, sondern um zu seufzen, und mit diesem Seufzen werden wir uns den Himmel erwerben."Es gehört jedoch zum Wesen des Menschen, dass er einen Glauben hat, ob er ihn nun ernst oder humorvoll versteht. Man darf auch über Bibeltexte lachen. Beispielsweise lacht Abraham, als er vernimmt, dass er (mit 100 Jahren) einen Sohn bekommen soll. Er lacht über Gott. Auch die 90-jährige Sara lacht. Und Gott ärgert sich nicht, sondern spricht: "Den Sohn sollst du Isaak nennen!" Isaak heißt übersetzt: "Er lacht oder Gott lacht."Humor könnte als wesentlicher Bestandteil des Glaubens viele Lebenssituationen verbessern. Nicht umsonst gibt es in vielen Kinderabteilungen von Krankenhäusern Clowns, die kranke Kinder zum Lachen bringen. In England gibt es sogar spezielle Lachkliniken.Seien Sie auch nicht überrascht, wenn der rheinische Karnevalist "Hajuja" analysiert als eine Mischung von Helau und Halleluja.In evangelischen Gottesdiensten wird bestimmt auch am Karnevalssonntag die fünfte Strophe des Liedes Nr. 112 (EG) von Paul Gerhardt gesungen: "Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn. Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht."dj/caGünter Zisch, Wittlich (Diakon)

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