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Drei Fragen an den Iman Adem Ugur Yildirim, der Religionsbeauftragte der Wittlicher Moschee (vergleichbar einem Pfarrer). Die Moschee zählt 105 Mitglieder. Dahinter stehen rund 500 Gläubige, da bei Familien jeweils das Familienoberhaupt Mitglied ist.

Wie kann es sein, dass Karikaturen wie die von Mohammed einen solchen Aufschrei in der islamischen Welt verursachen?Iman Yildirim: Mohammed so abzubilden hat uns im Tiefsten gekränkt. Es ist eine tiefe Verletzung aller Muslime. Unsere Religion ehrt jeden Propheten. Wären Moses oder Jesus so dargestellt worden, hätten die Muslime ebenfalls protestiert. Viele sagen, es ist doch nur ein Bild. Aber es ist mehr. Es ist eine Wunde im Integrationsprozess und der Abdruck der Karikaturen verlangsamt den Integrationsprozess. Das ist das Schlimme. Ist es nicht Teil der Medienfreiheit, Themen überspitzt darzustellen und zum Nachdenken anzuregen?Iman Yildirim: Ich bin sehr dankbar für die Meinungsfreiheit in den Medien. Aber Medien sollten diese Freiheit nicht dazu benutzen, Heiligtümer anderer Nationen zu beschämen. Die Mohammed-Karikaturen waren eine Provokation. Verschiedene Organisationen und Mächte haben damit den Weltfrieden gestört und die Medien dazu benutzt. Rufen auch Sie zum Protest gegen die Mohammed-Karikaturen auf?Iman Yildirim: Ich habe eine Mail nach Dänemark geschickt, in der ich - auch im Namen unserer Gemeinde - auf die tiefe Kränkung der Muslime hingewiesen haben. Darin habe ich auch gebeten, dass sich eine solche Provokation bitte nicht wiederholen soll. Als Gemeinde hier in Wittlich sehen wir keinen Grund zu protestieren, da hiesige Zeitungen die Karikaturen ja nicht vervielfältigt haben. Aber ich kann die Proteste verstehen. Nicht jedoch die Gewalt, die brennenden Häuser, die Angriffe auf Botschaften. Wichtig für den Integrationsprozess und das friedliche Miteinander ist, dass die Gewalt nicht pauschal dem Islam zugeschrieben wird. Das Gespräch führte TV-Redakteurin Dagmar Schommer.

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