Europa ohne Gottesbezug?

Nur wenige Zeit nach der EU-Erweiterung um zehn Mitglieder stellt sich eine Frage drängender denn je: Was hält die Gemeinschaft der 25 zusammen, auf welche Wurzeln der Vergangenheit kann sie zurückgreifen, um Gegenwart und Zukunft zu sichern?

Kürzlich las ich, dass Glaube eine Ermutigung zur verantwortlichen Freiheit sei, aber jeder spüre eine andere Verantwortung. Heute in der säkularen Welt gelte, dass der Glaube nicht mehr alle verbinde. Gottesbezug bilde keinen Grundkonsens. Deshalb könne der Glaube nicht mehr als gemeinsame Grundlage in der europäischen Präambel genannt werden. Dies kann, so meine ich, nicht unwidersprochen bleiben. Die große christliche Mehrheit Europas, mit dieser christlichen Geschichte, ohne die Europa nicht denkbar ist, muss zeigen, dass Menschlichkeit nur an einem transzendenten Anker hängen kann. Sonst wird diese Menschlichkeit am Ende doch wieder mit Füßen getreten. Hier ist der Mensch gefragt, der ein Zeugnis der Nächstenliebe und des Respekts vor dem Anderen gibt. Und wenn Europa bestehen und seinen Dienst in der Welt wirklich auf einer Grunderkenntnis der Menschlichkeit und der Menschenrechte erfüllen soll, dann kann das nur geschehen, wenn wir uns alle zu Gott, dem Urheber aller Menschlichkeit und Gottebenbildlichkeit, ganz freimütig bekennen: Wir wollen, wie die Apostel, uns von Jesus sagen lassen: "Werft erneut eure Netze aus (Joh. 21,6)." Denn etwas Besseres kann den Menschen gar nicht zuteil werden als die Heil schaffende Botschaft, die Jesus Christus uns verkündet hat. Haben wir Freude am Glauben nicht deshalb, weil wir unsere persönliche Berufung leben können? Erich Mertes, Wittlich

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