Gestank am Moselufer: Anwohner verdächtigen Flussfahrtschiff

Bernkastel-Kues · Toilettengestank ist am Donnerstag über das Kueser Moselufer gezogen. Die Polizei vermutet Faulgase, die sich bei Ablagerungen am Moselgrund gebildet haben. Anwohner glauben, ein Schiff habe seine Abfälle in den Fluss geleitet.

Bernkastel-Kues. Donnerstag Abend hat es einigen Kuesern gestunken - im wahrsten Sinne des Wortes. Am Moselufer habe es auf einmal heftig nach Jauche und menschlichen Exkrementen gerochen, sagt Helmut Schmieder, der in der Saarallee wohnt. "Das war, als ob sich unter meiner Wohnung eine Kläranlage befindet, so stark war der Gestank", sagt sein Nachbar Matthias Grommes. Die Vermutung der beiden Anwohner: Das Kreuzfahrtschiff A-Rosa Brava der Rostocker Reederei A-Rosa, das dort angelegt hat, habe seine Abfälle in die Mosel geleitet.
Auch die Gäste und Mitarbeiter der Straußwirtschaft des Winzers Ulrich Lang, das sich in der Nähe der Anlegestelle befindet, haben einen starken Toilettengeruch bemerkt. Doch das Schifffahrtsunternehmen weist die Vorwürfe, dass Abwässer in die Mosel geleitet würden, zurück: Das Schiff sei mit einer Membranfilteranlage ausgerüstet und verfüge damit quasi über eine eigene Abwasserkläranlage, sagt Dirk Sobotka, technischer Direktor bei A-Rosa.
Toilettenabwässer würden damit direkt an Bord verarbeitet, gereinigt und geklärt. Der Restschlamm werde ordnungsgemäß an zertifizierte Entsorgungsunternehmen abgegeben. Zudem liegt es im Interesse des Unternehmens, eine hohe Wasserqualität in den Flüssen zu erhalten. Außerdem könne sich das Unternehmen nicht leisten, Abfälle ungeklärt in Flüsse zu kippen. "Wir wollen ja überall wieder anlegen dürfen und weiter Reisen anbieten", sagt er. Sobotka sagt aber auch, dass nicht vollständig auszuschließen sei, dass sich in der Anlage Luftblasen bilden können, die dann auf einmal entweichen. "Das ist aber ein absoluter Ausnahmefall."
Die Wasserschutzpolizei geht davon aus, dass der festgestellte Gestank nicht von dem angelegten Schiff stammt. Ein Beamter hat die Anlage überprüft, nachdem sich die Anwohner bei der Polizei beschwert hatten, und keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Bereits über den Tag habe es an der Mosel unangenehme Gerüche gegeben, sagt Reinhard Kiesgen, stellvertretender Dienstellenleiter der Wasserschutzpolizei Bernkastel-Kues.
Die Beamten hätten deshalb von der Mülheimer Brücke bis zum Kueser Schulzentrum Wasserproben aus der Mosel entnommen. Seine Annahme nach der Analyse der Proben: Sedimente vom Moselufer hätten sich bei dem Niedrigwasser gelöst und Faulgase gebildet. Diese hätten den unangenehmen Geruch verursacht. Das will Straußwirt Lang nicht glauben: "In den vergangenen Jahren hat es immer mal wieder so etwas gegeben, wenn ein Schiff da war. Der Zusammenhang ist offensichtlich." cst

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