Größere Wirklichkeit

"Schön, wenn es um meine Wünsche geht", hieß es in einem Werbeprospekt. Wer fühlt sich da nicht angesprochen? In einer schnelllebigen, globalisierten, undurchschaubar gewordenen und Angst machenden Welt scheint es noch Oasen zu geben, in denen ich glücklich sein kann.

Zur sinnvollen Lebensführung gehört auch für Christen dazu, sich und seine Bedürfnisse zu erkennen. Hoffentlich konnte dies für viele in einem schönen Urlaub geschehen. Die Respektierung des Menschen als Individuum hat der christliche Glaube und besonders auch die evangelisch-protestantische Richtung mit hervorgebracht. "Der Christenmensch ist ein freier Mensch und niemandem untertan", sagte Luther. Ich befürchte aber, dass wir bei der Suche und Erfüllung unserer Wünsche doch nicht so frei sind und bleiben, wie wir gerne hätten. Werden wir nicht zum Spielball all derer, die uns aus Profitgründen verführen wollen? In dem Werbeprospekt heißt es weiter: "Ihre Wünsche sind uns wichtig und deshalb arbeiten wir intensiv daran, diese noch besser zu verstehen und zu erfüllen." Bei solchem Angebot per Wurfsendung sollte die Alarmglocke schellen: Wollen die mein Wohl oder mein Geld? Es ist für Christen nicht genug, seine eigenen Wünsche zu erkennen und zu erfüllen. Die gleiche Beachtung seines Mitmenschen gehört zumindest auch dazu. "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". Der christliche Glaube führt uns aber noch weiter über diesen Bedarf hinaus. Es gibt einen Wert (Gott), und von ihm abgeleitet viele Werte, die wir uns nicht selbst beschaffen und erwerben können. Wenn wir uns ihm nähern, dann nur mit Furcht und Zittern (jeder Fundamentalismus ist damit ausgeschlossen). Dieser Gott, der zürnt und liebt, möchte uns von falschen Göttern wegholen, dass wir befreit zu ihm sagen können und möchten: "Schön, dass es dich gibt". "Herr, du bist unsre Zuflucht für und für", betet einer im Psalm 90. Und Gott sagt uns: "Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein"(Jesaja 43,1). Der Apostel Paulus sagt uns: "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!" (2.Kor.5,17). Dieses "In-Christus-sein" redet von einer größeren Wirklichkeit, die wir schon hier erleben können. Sie wird erfahrbar, wenn wir in uns aufnehmen, was über und von Jesus Christus gesagt und getan wurde. "Schön, wenn es um meine Wünsche geht" und meine Wünsche darauf zielen, Gott zu suchen und zu lieben. "Wohl dem, der Lust hat am Wort des Herrn und sinnt über seinem Wort Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl." (Psalm 1,2-3). Ulrich Katzenberger, Wittlich

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