Jugendliche und der Glaube

In einem Artikel dieser Serie wurde vor kurzem auf ein wachsendes Problem aufmerksam gemacht: Nach Kommunion, Konfirmation oder Firmung verabschieden sich viele Jugendliche vom Glauben. Finden wir in Familie und Schule keine Sprache mehr, den Jugendlichen den Glauben zu vermitteln?

Bei Gesprächen mit Jugendlichen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es drei Denkansätze gibt, mit ihnen zu diesem Thema ins Gespräch zu kommen: 1. Viele Jugendliche sehen im Glauben immer nur den erhobenen Zeigefinger: "Du sollst nicht!" - also Einschränkungen ihrer Entfaltung. Junge Menschen wollen sich aber entfalten. Das Evangelium von den Talenten zeigt die Entfaltungschancen auf. Erfolgreiche Sportler sind oft gläubig. Und gerade bei Familien-Unternehmen ist die Führungs-Philosophie im Glauben begründet. 2. In Popsongs hören Jugendliche Texte wie "Du musst ein Schwein sein". Ist Moral hinderlich? Wenn man mit Jugendlichen über die neuen Erkenntnisse der "Spieltheorie" diskutiert, sieht das anders aus. Da ist von Zwei-Gewinner-Spielen die Rede, von "Win-Win-Strategien, die Voraussetzung sind, das Leben erfolgreich zu meistern. Alles urchristliche Ideen. 3. Jugendliche lernen in der Schule das naturwissenschaftliche Weltbild kennen. Das steht für sie oft im Widerspruch zum Glauben. Auch das muss nicht sein. Zunehmend wird von der Wissenschaft erkannt, dass die evolutionäre Entwicklung der Welt ohne die Annahme eines Schöpfers nicht plausibel ist. Das Wirken Gottes in der Schöpfung zu erkennen und daraus den Auftrag abzuleiten, die Schöpfung zu schonen und zu schützen. In dieser Denk- und Sprachwelt lässt sich mit Jugendlichen über den Glauben reden. Es setzt aber voraus, dass man ihre Denkwelt trifft und die für sie lebenspraktischen Konsequenzen aus dem Glauben ableitet. Ein Schüler hat einmal Altbischof Spital gefragt: "Was habe ich davon, wenn ich glaube?" Diese Antwort müssen wir Jugendlichen neu geben, sonst brauchen wir uns nicht über ihr Verschwinden zu wundern. Manfred Sliwka, Niederscheidweiler

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