Krieg löst keine Probleme

Kennen Sie das Gleichnis vom Feigenbaum? Jesus erzählt es, und ich finde, es ist brandaktuell: Einer hatte in seinen Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt, und regelmäßig zur Erntezeit kam er und schaute nach, ob er nicht Früchte an ihm fände. Aber drei Jahre lang war einfach nichts zu ernten. Seinem angestellten Gärtner gab er daraufhin den Auftrag: Hau ihn ab, diesen nichtsnutzigen Feigenbaum. Er raubt dem Boden die Kraft. Aber der Gärtner war anderer Meinung. Er trat dem Weinbergbesitzer entgegen und sagte: "Gib ihm eine Chance. Lass ihn noch ein Jahr stehen. Ich werde den Boden um ihn herum auflockern, ihn düngen. Vielleicht trägt er ja nächstes Jahr doch Früchte. Wenn nicht, kann man ihn immer noch fällen." Soweit das Gleichnis. Was ist doch Jesus für ein Liebhaber. Ihm bedeuten die Menschen so viel, obwohl sie sich oft gegen Gott und ihre Mitmenschen stellen, ihr eigenes Ding drehen und dabei vor allem nach Eigennutz, nicht aber viel nach Gut oder Böse fragen. Sie sind ihm wichtig. Er kümmert sich, wie der Gärtner sich um den scheinbar fruchtlosen Baum bemüht. Mit großem Einsatz, mit viel Mühe und ganz viel Liebe. Es ist wieder Krieg. Die Axt ist sozusagen an die Wurzel gelegt und schlägt zu. Präsident Bush hat es so bestimmt. Krieg soll Frieden und Gerechtigkeit bewirken. Mit Inbrunst sieht er sich als Werkzeug Gottes, dass Gut und Böse voneinander scheiden soll. Mit dieser pseudoreligiösen Begründung steht er seinem Gegner in nichts nach. Aber da ist er, wie auch seine Gegner, auf dem Holzweg. Denn Gott ist in Christus kein Schwertschwinger und Bombenwerfer, sondern ein großartiger Liebhaber. Er hat eine Engelsgeduld, auch wenn die Menschheit selbst völlig neben der Spur ist. Er lässt keine Chance aus, um sie zu umwerben und einen Neuanfang zu ermöglichen. Was lehrt mich das? Dass Krieg, wie die Christenheit schon lange weiß, nach Gottes Willen nicht sein darf. Weil Krieg keine Probleme löst, sondern am Ende nur Verderben und weiteren Hass sät. Und das den Mächtigen ganz deutlich unter die Nase zu halten, genau das ist neben dem Gebet für den Frieden um Gottes Willen unsere Christenpflicht. Der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne! Ulrich Müller, Pfarrer Lötzbeuren

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort