Langeweile und Verdruss

"Kinder können problemlos auf Spielsachen verzichten." Diese Aussage können wir Eltern voll unterstützen und finden den Ansatz prima, im Kindergarten für eine gewisse Zeit alles Spielzeug "in Urlaub zu schicken".

Welche Chance, einmal vom Konsum wegzukommen, phantasievoll und kreativ mit Naturmaterialien oder Haushaltsdingen umzugehen und zu handwerken oder alte Spiel wieder zu entdecken. Es gibt ja so viele Möglichkeiten und die Kinder haben doch so viele Ideen. So dachten wir, als wir von dem Vorhaben erfuhren. Und was wurde aus dem Projekt? Drei Monate Rollenspiel und Toben mit Decken, Kissen, Tischen, Stühlen und Kartons. Für manche Kinder bedeutete das sicherlich neue Erfahrungen, für andere bedeutete diese Zeit aber auch viel Langeweile und Verdruss. Schade, dass Kinder mangels Material in ihrem kreativen Tun gebremst wurden, denn der Gebrauch von Bastelmaterial und Farben war unerwünscht. Selbst Dinge, die auf Streifzügen gefunden wurden, fanden keine Weiterverwertung. Schade, dass nicht auf die Bedürfnisse aller Kinder eingegangen wurde. Kleinere Kinder hätten manchmal mehr angeleitet werden müssen, und vor allem angehenden Schulkindern fehlte jegliche Förderung und Anregung hinsichtlich der Konzentration und Feinmotorik. Schade, dass konstruktive Kritik von Elternseite nicht gerne gesehen wurde. So gab es nur jeweils einen Elternabend zu Beginn und zum Abschluss des Projektes. Kritische Anmerkungen in der Mitte des Projektes wurden nicht als Verbesserungsvorschläge angenommen oder gar umgesetzt. Auch war der Zeitraum des Projektes bereits zu Beginn der Aktion auf drei Monate festgelegt und wurde keinesfalls den Bedürfnissen der Kinder angepasst. Manche Kinder haben sicherlich ein paar "Lebenskompetenzen" erworben. Andere jedoch reagierten in zunehmendem Maße aggressiv, da sie zu lange "Langeweile aushalten" mussten. Auch bei mancher Konfliktbewältigung wäre der Rat einer Erzieherin hilfreich gewesen. Zusammenfassend möchten wir sagen, dass eine spielzeugfreie Zeit durchaus zu begrüßen ist, wenn den individuellen Bedürfnissen aller Kinder Rechnung getragen wird und auch die Förderung nicht zu kurz kommt. Elisabeth Scheid-Coen, Reinhard Scheid und Sabine Knieps, Bernkastel-Kues

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