Liebe macht sehend

Noch sind nicht alle Geschenke gekauft, der Hausputz steht vielleicht noch an.Am dritten Advent stecken viele von uns mitten im Weihnachtsstress. Mit der Liste, was alles noch zu erledigen ist vor Augen, übersehen wir mitunter, worum es eigentlich an Weihnachten geht.

Es ist, als werden durch den bunten Weihnachtskommerz unsere Augen weggelenkt vom eigentlichen Geschehen, weg vom Wunder des Unscheinbaren, weg vom Kind im Stall.

Dabei müsste doch die Zeit vor Weihnachten gerade die Zeit sein, in der wir zur Ruhe kommen. Traditionell ist die Adventszeit dazu gedacht, dass wir eben nicht so hetzen, sondern uns besinnen auf das, was in unserem Leben eigentlich zählt. Doch um diese Schätze unseres Alltags zu entdecken, brauchen wir Zeit! Zeit für Gespräche, zum Spielen mit den Kindern, Zeit zum gemeinschaftlichen Kochen, zum Plätzchenbacken oder für einen Spaziergang. Wie schön könnten diese Tage sein.

Aber wir schaffen es nicht, uns die Zeit zu nehmen. Im Gegenteil, wir haben noch weniger Zeit als sonst. "Gott hat ihnen einen Geist der Betäubung gegeben. Augen, dass sie nicht sehen, und Ohren, dass sie nicht hören bis auf den heutigen Tag." Das ist in der Bibel zu lesen.

Und es beschreibt unseren heutigen Zustand recht treffend: Wir sind durch viele

Einflüsse wie betäubt und nicht in der Lage, das Wesentliche zu hören und zu sehen — und viele wollen es auch gar nicht mehr. Wer sich lange genug betäuben und zudröhnen lässt, kann sie irgendwann nicht mehr sehen und hören, die kleinen Wunder Gottes in unserer Welt.

Wenn das stimmt, dass Gott aus Liebe zu den Menschen uns ganz unscheinbar in einem kleinen hilflosen Kind begegnen möchte und dann auch noch völlig improvisiert in einem Stall zur Welt kommt: Dann aus dem Grund, zu verstehen, dass diese Liebe kein großes Spektakel und keine übertriebenen Geschenke braucht. Das Kind, der Stall, die Hirten, sie können uns die Augen für die unscheinbaren Wunder unseres Alltags öffnen.

Liebe macht blind, sagen wir manchmal — für die Liebe Gottes gilt: Liebe macht sehend!

Hermann Barth, Altrich

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