Nur nix hergeben

Die Zukunft der Schulen ist das zentrale kommunalpolitische Thema. Jeder weiß zwar: Veränderungen bei Struktur, Angebot und Finanzierung sind aufgrund inhaltlicher, infrastruktureller und demografischer Herausforderungen unausweichlich.

Verfolgt man allerdings die Debatten im Kreistag und in den Räten, so scheint alles in bester Ordnung zu sein. Denn jede vorgeschlagene Veränderung wird - zumindest von denen Betroffenen - für unnötig, wenn nicht gar schädlich gehalten. Man fühlt sich an das berühmte Zitat Lampedusas Roman "Leopard" erinnert: "Alles muss sich ändern, damit alles so bleibt, wie es ist." Nur umgekehrt: Alles muss so bleiben wie es ist, damit sich etwas ändert. Allein: Das funktioniert nicht. Man mag sich darüber streiten, ob Realschulen plus wirklich das Non-plus-Ultra der Schulentwicklung sind. Unstrittig ist aber, dass ein einfaches Weiterwurschteln und ein unveränderter Erhalt aller Schulstandorte ein Irrweg ist angesichts sinkender Schülerzahlen und der Tatsache, dass unser Land möglichst viele Schüler zu möglichst hohen Bildungsabschlüssen führen muss, um den Arbeitskräfte-Bedarf der Zukunft zu decken. Richtig absurd wird es an der Stelle, an der die Verbandsgemeinden darauf beharren, die Trägerschaft für die weiterführenden Schulen zu behalten. Da werden beachtliche Argumentationslinien gezimmert: Wir machen das schon so lange, wir haben immer das Beste für die Schüler gewollt, uns werden wertvolle Gebäude weggenommen. Um es klar zu sagen: Die Trägerschaft hat nichts mit dem Inhalt oder der Lehrerauswahl zu tun, sondern nur mit der Infrastruktur. Die in der Tat teuer ist, aber, da man sie nicht verkaufen oder in anderer Weise nutzen kann, alles andere als ökonomisch wertvoll. Die historische Begründung wirkt genauso wenig überzeugend, wie die Behauptung, dass man das Beste für die Schüler will und tut. Glaubt man denn, dass dies der Kreis als Träger nicht tun würde? Wenn es tatsächlich an der Trägerschaft hinge, wie gut eine Schule ist, dann müssten die rheinland-pfälzischen Schüler allen anderen in Deutschland weit überlegen sein. Denn in den allermeisten anderen Bundesländern gibt es das Konstrukt der Verbandsgemeinden gar nicht und die Kreise sind in der Regel Schulträger. Wie man es auch dreht, es drängt sich der Verdacht auf, dass es um den Erhalt einer Zuständigkeit geht und damit um einen, wenn auch kleinen Teil Macht. Besieht man sich allerdings den Reformwillen vor Ort, der nach dem Prinzip agiert: Verändern ja, aber nicht bei mir. So kann man nur hoffen, dass die Trägerschaft nicht bei den Verbandsgemeinden und damit allzu nah am Kirchturm bleibt, weil dies eine rationale Entwicklungsplanung, zu der auch irgendwann Schulschließungen gehören werden, offensichtlich behindert. noj/kie

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