Orte der Kraft

Von jeher gibt es Orte, die eine besondere Anziehungskraft haben, sei es wegen einer Erinnerung, wegen der Stille, die wir dort finden, oder wegen der Kraft, die wir dort spüren. Die Orte der Kraft sind voller Geheimnis.

Die Begeisterung, auf die die Kapellenkonzerte "Capella" unserer Kreismusikschule gestoßen sind, lassen sich sicher von einer solchen Anziehungskraft her erklären. Nicht nur Angehörige der Musiker fahren zu diesen Konzerten, auch Nicht-Verwandte besuchen mit Vorliebe Konzerte in solchen Kapellen, die wegen ihres Alters oder ihrer exponierten Lage interessant sind. Angekommen spürt man: hier ist ein besonderer Ort, eine geheimnisvolle Atmosphäre umgibt einen, man fühlt sich dem Göttlichen nahe. Im Zusammenhang mit einer dieser Kapellen ist mir eine frühere Begebenheit noch lebendig vor Augen. Einer guten Bekannten wollte ich wegen des herrlichen Blicks ins Moseltal die Kröver Bergkapelle zeigen. Kaum angekommen, stellte sie fest: "Dies ist ein heiliger Ort, sicher schon seit Jahrhunderten wenn nicht Jahrtausenden eine Kultstätte." In der Kapelle blieb sie ganz in sich gesammelt vor dem Altar stehen, beide Hände und den Kopf emporgehoben, und verharrte so eine Weile. Als wir die Kapelle wieder verließen, meinte sie: "Ich habe Kraft für viele Wochen gewonnen." Die Kirche hat alte mythische Kraftorte gerne zu christlichen umgewandelt, Kreuze und Kapellen sprechen davon, und die moderne Naturwissenschaft ist ihrem Geheimnis auf der Spur. Aber die ihnen eigene Wirkung hebt das nicht auf. Die Initiatoren der "Capella" haben auf ideale Weise ein pädagogisches Konzept mit einem kulturhistorischen verknüpft. So können die Orte, ob den Besuchern bewusst oder unbewusst, mal mehr mal weniger, immer noch ihre geheimnisvolle Wirkung ausstrahlen. Ilse Limper, Wittlich

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