Recht einseitig

"Wir sind Wittlich" nennt sich die Beilage des TV vom 21. April, die wohl ein positives Image der Säubrennerstadt vermitteln soll, was sehr löblich ist. Schade finde ich, dass wertvolle Einrichtungen unserer Stadt und wesentliche weiche Standortfaktoren nicht oder mit nur einem Wort erwähnt werden.

Welche 20 000-Einwohnerstadt verfügt über ein universitäres Institut wie das Emil-Frank-Institut? Welche über eine der besten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands? Beide Einrichtungen werden nur namentlich genannt, während einer fast abgelaufenen Ausstellung, die in wenigen Tagen niemanden mehr interessieren wird, ein ganzer Artikel gewidmet wird. Das Kreisarchiv mit der Bibliothek Mehs, die herausragenden Konzerte von Weltniveau des Jazzclubs und des Musikkreises, das Medienzentrum, die römische Villa, unser schönes Vitelliusbad und die großzügigen Sportanlagen im Liesertal bis Zweibächen werden nicht erwähnt. Auch dass Wittlich eine Stadt der Landwirtschaft, des Wein- und Tabakanbaus ist, findet bis auf den rudimentären Hinweis auf einen Winzer keinen Platz. Unsere berühmten Wander- (Lieserpfad, Jakobsweg! ) und Radwege (Maare-Mosel-Radweg) vermisst man ebenso wie den Faktor Tourismus. Nein, Wittlich besteht aus Industrie und Handel, leeren Flächen, die auf Bebauung warten, der Stiftung, Kindertagesstätten und städtischen Schulen, andere gibt's wohl nicht, und dem Knast, wo man nicht weiß, ob die Bücherei oder die Bäckerei ganz Rheinland-Pfalz versorgt. Ist ja auch nicht so wichtig, denn der Satz des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt "Öffentliche Bibliotheken sind geistige Tankstellen der Nation" hat für die Verantwortlichen der Beilage wohl keinen hohen Stellenwert. Schade, dass die Chance, unsere Stadt mit all ihren Einrichtungen - egal ob der Träger städtisch oder vielleicht der Kreis ist - , mit allen Aspekten, die ihre Einzigartigkeit ausmachen, gebührend darzustellen, vertan wurde. Michael Scheid, Wittlich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort