Ruhig und gelassen, Schritt für Schritt

Seit einigen Jahren fahren wir aus unserer Seelsorgeeinheit mit unserem Pastor, dem Diakon, einigen Frauen - junge und ältere- und Messdienern zur Echternacher Springprozession. Und jedes Mal kommen wir am Nachmittag wieder nach Hause, froh und dankbar für einen besonderen Tag.

Was macht diesen Tag so besonders? Seit Jahrhunderten treffen sich Menschen am Pfingstdienstag in dieser kleinen Stadt in Luxemburg zum gemeinsamen Beten und zur Springprozession. Sie kommen aus vielen Orten Mitteleuropas, aber auch aus der ganzen Welt. Schon der Gottesdienst am Morgen spiegelt das wider: Jeder Priester am Altar spricht in seiner Sprache: das kann die Lesung auf Französisch sein, die Fürbitten auf Luxemburgisch oder Portugiesisch, andere Teile der Messe in Deutsch oder Latein. So stelle ich mir das Pfingstereignis vor, wie die Bibel es beschreibt: "Wie kommt es, dass wir sie in unserer Muttersprache reden hören? Unter uns sind Parther, Meder und Elamiter, Leute aus Mesopotamien und Kapadozien ... Und trotzdem hört jeder sie in seiner Sprache die großen Taten Gottes verkünden." Es wird mir jedes Mal bewusst, wie wichtig es mir ist, ein Glied in dieser Gemeinschaft von Gläubigen zu sein. Aus dem Gottesdienst heraus geht es dann gemeinsam zur Springprozession. In diesem Jahr nahmen mehr als 12 000 Menschen daran teil. Nach einem alten Ritual, einer kurzen sehr einprägsamen Melodie, die immer wieder neu von den vielen Musikgruppen in dem langen Zug aufgegriffen wird, wird gesprungen. Das kann eine Gruppe von Kindergartenkindern sein, Jung und Alt einer Pfarrei oder Seelsorgeeinheit, Schulklassen, Jugendgruppen, Pilgergruppen, die sich aus ihren Pfarreien aufgemacht haben. Sie springen in ganz einfachen Schritten: Einmal nach links und einmal nach rechts. Und doch bewegt sich der Zug dabei vorwärts! Und endet zum Segen wieder in der Kirche. Eigentlich könnten wir doch viel daraus lernen: Ruhig und gelassen, gemeinsam mit anderen, in vielen kleinen Schritten, mit dem Glauben an einen guten Gott, der uns trägt, können wir viel weiter kommen, als durch viel spektakulären Aktionismus. Wir haben uns in unserer Gruppe zur Springprozession 2004 in Echternach schon wieder verabredet. Inge Sliwka, Niederscheidweiler

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