Sauberkeit muss sein

Heute morgen starrte ich verdutzt die Ampel vor mir an. Sie war rot. Das allein war zwar nichts Besonderes, aber dass ein Mann mit Putzeimer, Schwamm und Leiter bewaffnet um sie herum ging, schließlich die Leiter anstellte und dann anfing, die Lichtzeichenanlage (wie sie im Polizeijargon heißt) akribisch zu putzen, hatte ich so noch nicht gesehen.

Da guck' mal einer an, dachte ich. Schickt doch die bankrotte Stadt Trier jemanden durch die City, um alle Ampeln zu waschen. Was für eine Sisyphos-Arbeit! Was für eine Geldverschwendung! Ich wartete also vor der Ampel - sie war immer noch rot - und beobachtete den Mann weiter. Er machte seine Sache wirklich gut. Jetzt fing er an, die Leiter an die zweite Ampel anzulegen. Da erkannte ich die Abkürzung SWT auf seinem Revers. Ah, die Stadtwerke Trier scheuerten also die dreckigen Dinger blitzeblank. Schade nur, dass man in ein paar Wochen gar nix mehr davon sieht - bei dem Verkehr. Und dann kam mir eine Idee: Wenn die Stadtwerke ihre Ampelputzer die schmutzverschmierten Fenster der Trierer Schulen säubern ließen, hätten alle mehr davon: Die Stadt, weil sie die Schulfenster mehr als nur einmal im Jahr reinigen lassen könnte; die Stadtwerke, weil sie ihren Mitarbeitern eine sinnvolle Beschäftigung gäben; die Eltern, weil sie sich nicht mehr über die schmuddeligen Fenster aufregen müssten; die Lehrer, weil sie endlich wieder bei Tageslicht unterrichten könnten und nicht zuletzt die Schüler, weil sie endlich wieder freien Blick nach draußen hätten. Und nicht zu vergessen: der Trierische Volksfreund, der über die Aktion berichten könnte. Da wurde die Ampel grün.

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