Schließung nicht hinnehmbar

Das Institut für Pflanzenschutz im Weinbau der Biologischen Bundesanstalt in Bernkastel-Kues scheint vor der endgültigen Aus zu stehen. So steht es in einem Positionspapier des Ministeriums. Es ist einsehbar, dass Minister zum Sparen gezwungen sind.

Doch müssen die notwendigen Straffungen, Kürzungen und Schließungen von öffentlichen Einrichtungen mit Sachverstand und Augenmaß durchgeführt werden. Im Falle der "Bio" scheint dem nicht so zu sein. Ausgerechnet zum Zeitpunkt, an dem die Folgen des Raubbaus an natürlichen Ressourcen sichtbar werden, wo verfehlte Umwelt-, Verkehrs- und Klimapolitik im Klimawandel offenbar werden, soll ein funktionierendes Institut, das sich dieser Problematik erfolgreich widmet, geschlossen werden. Das Moseltal gehört zu den wärmsten Regionen Deutschlands. Dass sich hier, und besonders in den sonnenzugewandten Steillagen, die mit der Erwärmung einhergehenden Probleme mit neuen Rebkrankheiten am schnellsten und deutlichsten zeigen, ist nicht überraschend. Neue Pflanzen und Tiere folgen und wandern in Weinbergsbiotope ein. Von Zikaden übertragene Viruskrankheiten werden zusehends die Vitalität der Rebstöcke überfordern und in besten Lagen für Totalausfälle sorgen. Schwarzfäule und Schwarzholzkrankheit sind vielleicht nur die Vorboten noch schlimmerer Seuchen. Die Erfahrungen der letzten Jahre aus Forschung und Praxis geben Anlass zu dieser Befürchtung. Der heimische Weinbau, aber nicht nur der, wird sich in den kommenden Jahren mit den Folgen der Erwärmung der Atmosphäre auseinandersetzen müssen und bedarf dringend der Unterstützung aller in Frage kommenden wissenschaftlichen Einrichtungen. Es kann nicht sein, dass ausgerechnet die Region, deren Spitzenweine erheblich zum international steigenden Ansehen deutscher Weißweine beigetragen hat, künftig von eigener Grundlagenforschung abgeschnitten wird. Die spezifische Moselproblematik mit hoher Luftfeuchte und mitunter wochenlangen tropischen Temperaturen lässt sich nicht in der Pfalz oder im hessischen Hügelland simulieren. Gemeinsam mit allen engagierten Winzern an der Mosel habe ich die Hoffung nicht aufgegeben, dass die Beamten im Ministerium sich Argumenten nicht verschließen, die Folgen ihres Handeln überschauen und das Gedeihen der hiesigen Weinwirtschaft stets im Bewusstsein tragen. Rudolf Trossen, Kinheim-Kindel (Anmerkung der Redaktion: Der Autor ist Mitglied im Regionalverband Mosel des Bundesverbandes ökologischer Weinbau Ecovin)

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