Sehnsucht nach Licht

Eine schreckliche Nachricht erschütterte mich in der letzten Woche. Ein erst im Sommer aus der Schule entlassener 17-Jähriger war mit seinem Freund tödlich verunglückt. Vorbei war die Adventsstimmung.

Wieder aufgerissen wurden dadurch auch die gerade verheilten Wunden durch den frühen und grausamen Krebstod meiner 45-jährigen Schwägerin im letzten Sommer. Können Menschen aus der Dunkelheit ihres Leids in dieser Zeit Licht finden, wenigsten einen Lichtblick? Trotz vieler Übertreibungen, die wir als Lichterinflation in unseren Straßen und Häusern beobachten können, ist die Sehnsucht nach Licht eine der ursprünglichsten. Denn von klein auf wissen wir, welche Ängste die Dunkelheit auslösen kann. Aber, nur da, wo es dunkel war, kann es hell werden. Vielleicht ist Gott uns in diesen dunklen Stunden näher als wir meinen und wahr haben wollen. Aber die tiefste Dunkelheit ist unserem Gott nicht fremd, er hat sie vom Mutterleib an durchlebt und bis zum Tod durchlitten. Und sein Name "Immanuel-Gott mit uns" zeigt, dass in Jesus Gott wirklich mit uns ist, nicht über uns. So ist er mit denen, die traurig sind, sich verlassen fühlen oder sich gar von ihm abwenden. Folgende Geschichte von der "Gotteskerze" nach R. Kunz verdeutlicht seine Wirkweise. Die ganz einfache, bescheiden und nach außen anspruchslos gestaltete Gotteskerze hat als einzige Besonderheit drei Dochte. Der erste heißt "Ich". Wenn nur der brennt, wird es nicht besonders hell und die Kerze erlöscht bald. Der zweite heißt "Du". Wird auch er angezündet, brennen also "Ich" und "Du" gemeinsam und es wird schon viel heller und wärmer. Aber die Kerze kann immer noch nicht so brennen, wie es ihrem Wesen entspricht. Es fehlt noch etwas. Das geschieht erst, wenn auch der dritte Docht angezündet wird und der heißt "Gott". Jetzt erst verschmelzen "Ich" und "Du" zu einem strahlenden Licht. Ohne Gott kann unser Lichthunger nicht gestillt werden, ohne ihn bleibt letztlich alles Leid sinnlos. Mit meinem Gott überspringe ich die Mauern der Dunkelheit und des Egoismus und finde zu meiner wahren Bestimmung. Diesen Schimmer der Gotteskerze wünsche ich vor allem denen, die in diesen Tagen dem Dunkel des Leids ausgesetzt sind, aber auch denen, die vor der Dunkelheit weglaufen, indem sie sich hinter einer Lichterflut verstecken. P. Plehacz, Manderscheid

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