Stars ohne große Worte

Unsere Sprache ist verräterisch. Denn was wir sagen und wie wir es sagen, dokumentiert einiges über uns und unsere Einstellung zur Welt und zum Leben. Wir leben in einer Zeit der großen Worte, in der Superstars und Megashows gefragt sind.

Besonders die elektronischen Medien suggerieren, was wirklich zählt in dieser Welt, und sie sagen es uns in großdimensionierten Schlagworten, Slogans und Sprüchen. "Deutschland sucht den Superstar", "Die besten Deutschen", oder "Ich bin ein Star". Und zu den großen Persönlichkeiten in unserem Land zählen Dieter Bohlen und Daniel Küblböck, für nicht wenige sind sie sogar Vorbilder, denen nachzueifern ehrgeiziges Ziel ist. So erleben es viele junge Menschen zumindest. In einer solchen Fernseh-Glitzer-, Schein- und Märchenwelt ist wenig Platz für Alltägliches. Wen wundert es, wenn das Leben zu einer einzigen Show verkommt, wenn alles Spaß machen muss, wenn schon morgens im Radio nur Gagtime angesagt ist und das Niveau eines Stefan Raab als Normalmaß gilt. Und die Medien? Befriedigen sie nur die Bedürfnisse einer Schicht von Menschen, deren Zahl ständig wächst oder geben sie vielleicht die Norm sogar vor - allen voran die privaten Fernsehanstalten? Wie auch immer - die Tatsache, dass es so ist, verrät etwas von den Sehnsüchten der Menschen. Und eine Sehnsucht heißt: Ich will etwas Besonderes sein, unverwechselbar, mich aus der Masse abheben. Um einzigartig, außergewöhnlich, unverwechselbar zu sein, brauchen wir nicht die Bohlens, Küblböcks und Raabs dieser Welt. So wie wir sind, sind wir bereits einzigartig und unverwechselbar, weil Gott es uns zusagt, weil wir in seine Hand geschrieben sind, weil wir ihm gehören und nicht dem Urteil anderer Menschen. Wenn wir in diesem Bewusstsein leben, sind wir die Helden unseres eigenes Lebens: 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Für diejenigen, denen wir dann begegnen, für die wir da sind, um die wir uns sorgen, die wir ernst nehmen, die wir lieben so wie sie nun mal sind - für all diejenigen sind wir die wahren Stars. Harald Müller-Baußmann, Diakon, Morbach

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