Und welches Hobby hast du?

Mit dieser Frage wurde sie überrascht, als ihr Mann in einer Urlauberrunde begeistert von seinem abenteuerlichen Hobby, dem Drachenfliegen, erzählte. "Ich habe gar kein Hobby", meinte sie spontan, und diese Feststellung schien sie genauso zu überraschen.

Aber wo blieb bei Beruf und Familie noch Raum für ein Hobby?

"Nähst du nicht wunderschöne Sachen, liebst gutes Essen und probierst Rezepte aus? Und dein schöner Garten...", war meine sofortige Reaktion. Pause. Sie stutzte. Ja, so hatte sie das noch gar nicht gesehen.

Ähnlich ergeht es wohl vielen. Kleine liebgewordene Beschäftigungen gehen im Getriebe des Alltags unter, im Eingespanntsein und Funktionierenmüssen. Keine Zeit, Phasen der Entspannung und der Selbstbestätigung zu genießen, ohne zu fragen, ob es sich lohnt.

Dass es auch ausgefallene Hobbys gibt, ist bekannt, ganz verrückt anmutende, aber auch solche, die nachdenklich machen. Wie das von Phil Bosmans, einem flämischen Ordensmann, dem seine schwere Krankheit keine Perspektive mehr ließ, der sich dann den Menschen am Rande der Gesellschaft zuwandte. "Menschen sind mein Hobby", sagt er, "ich habe die Menschen gern." Er fand wieder zu sich selber, zu Gott und zum Sinn seines Lebens. Beim Ausüben eines Hobbys, das ja auf einer ganz individuellen Begabung beruht, sind wir in unserem Innersten aktiviert, sind uns dabei selbst sehr nahe und empfinden Freude und Zufriedenheit, weil wir in uns etwas entdecken, was noch "ganz" ist, eine Ahnung von dem, was sein könnte - mit uns und mit der Welt, eine Ahnung von der Ganzheit, zu der wir berufen sind, wonach wir ein Leben lang suchen, nach Glück.

Es ist einfach eine Bereicherung unseres Lebens, ein Hobby zu haben oder es aus der "Verschüttung" wieder hervorzuholen. Diese zweckfreie Beschäftigung und die damit verbundene Freude sind Teil unseres Menschseins.

Elfriede Klar aus Esch ist Lehrerin im Ruhestand

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