Unsere Fremden

"Nomen est omen" heißt es im Lateinischen. Was bedeutet: Der Name ist Vorzeichen. Der Name einer Person oder einer Sache lässt also Schlüsse auf den Namensträger zu. Eine andere Redensart lautet: "Namen sind nur Schall und Rauch" - sie behauptet also genau das Gegenteil.

Wie dem auch sei: In der Weinbranche setzen sich jedenfalls immer mehr Begriffe durch, die gut klingen und "positiv" besetzt sind. Man denke an die Rebsorte Müller-Thurgau. Längst hat sich der Begriff Rivaner durchgesetzt. Klingt besser. Und was besser klingt, schmeckt auch besser. Das wissen die professionellen Namensdesigner der Werbewirtschaft längst. Ein anderes Beispiel: halbtrocken. Das Wort klingt hart und suggeriert, das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Viel besser ist feinherb. Edel und von bester Qualität kommt einem dabei in den Sinn. Nun gibt es leider ein Wort, das sich an der Mosel und auch in anderen Ferienregionen so eingebürgert hat, dass man sich über dessen negative Assoziation kaum noch Gedanken macht. Ich meine "die Fremden", "Fremdenverkehr", "Fremdenzimmer" und so weiter. Warum sagt man nicht stets der "der Gast" oder "die Gäste"? Gäste sind immer willkommen, zu "Fremden" hält man naturgemäß zu Beginn erstmal etwas Distanz. Immerhin: Kommt ein "Fremder" zum 25. Mal zu seinem Gastgeber, wird er geehrt - als Gast. Denn es heißt Gästeehrung und nicht Fremdenehrung. Winfried Simon

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort