Vernunft ist geboten

Zur Debatte über das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Traben-Trarbach erreichte uns folgender Leserbrief:

Die Presse beschimpfen, der Bürgerinitiative Imageschädigung vorwerfen und in einem Bürgerforum die Diskussion verweigern - was für ein Stil! Basta - wir haben einstimmig beschlossen! In einer öffentlichen Stadtratssitzung vom 15. Mai 2006 (also vor fast eineinhalb Jahren) haben wir beschlossen, die Tafel zum Gedenken an die im Dritten Reich verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger der Stadt erst einmal provisorisch an eine dringend putzbedürftige Wand in vier Meter Höhe anzubringen!? Und ohne feierliche Einweihung, denn die wird in naher Zukunft nachgeholt, wenn die schon einmal angedachte Dokumentation im Raum der Stadtgeschichte fertig ist und die auserkorene Wand endlich den beabsichtigten Neuanstrich erhalten hat!? Es ist mir unbegreiflich, dass es in unserem Stadtrat wirklich niemanden geben soll, der Verständnis dafür aufbringt, dass diese oberflächliche, unsensible Art des Umgangs mit einem ernsten Thema das Anstands- und Rechtsgefühl - und vor allem die Würde sehr vieler Mitbürger verletzt! Sie (diese Würde) zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt (Artikel 1 des Grundgesetzes). Bevor die Diskussion ins Skurrile ausufert, ist dringend politische Vernunft geboten, denn für die Folgen seines Beschlusses und vor allem dessen unwürdige Umsetzung wird der Stadtrat - ob er will oder nicht - gerade stehen müssen. Lutz Reichardt, Traben-Trarbach gedenken

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