Von Hirschen und Elefanten

Zum Artikel "Holzmarkt wird neu sortiert" (TV, 17. November) meint dieser Leser:

Es ist einfach und liegt im Trend, das Wild für beinahe alles verantwortlich zu machen, was im Wald nicht so läuft, wie es die Forstwirtschaft möchte. Das Wild lebt überwiegend im und vom Wald, das hat die Natur so eingerichtet. Und Baumrinde gehört zum natürlichen Nahrungsspektrum des Rotwilds. Baumrinde wird also geschält werden, auch wenn nur noch ein einziger Hirsch im Malborner Wald lebt. Es gibt Untersuchungen, nach denen mehr als zwei Drittel aller Rindenbeschädigungen nicht vom Wild verursacht wurden, sondern von Harvestern oder Rückemaschinen. Diese sind heute aus der "naturnahen Waldbewirtschaftung" kaum noch wegzudenken. Die von ihnen verursachten Schäden werden hingenommen, das Wild hingegen sitzt wegen seiner normalen Nahrungsbeschaffung auf der Anklagebank. Die Schäden, die heute den Wert eines Stammes um zwei Drittel mindern, sind vor Jahrzehnten entstanden und können aktuell gar nicht ein Ergebnis "viel zu hoher Wildbestände" sein. Das Wild ist ein natürlicher Teil der Lebensgemeinschaft "Wald", und wer ihm dieses Recht streitig macht, der sollte nicht von "Natur" im Zusammenhang mit "Waldbewirtschaftung" sprechen. Leider ist das Wild in der Vorstellung vieler Forstleute vom "Standortfaktor" zum reinen "Schadensfaktor" mutiert und wird entsprechend behandelt. Überhöhte Rotwildbestände müssen reduziert und ihre Dichte der standortbedingten Lebensgrundlage angepasst werden. Die Sozialstrukturen aber müssen erhalten bleiben, auch diese haben Einfluss auf die Schadensintensität. Manchmal hat man den Eindruck, dass viele Forstleute den Hirsch im Wald nicht mehr sehen und viele Jäger den Wald um den Hirsch herum nicht mehr wahrnehmen. Afrikas Elefanten verursachen enorme Schäden und entziehen sich selbst und den Bauern dadurch oft genug ihre Ernährungsgrundlage. Sie haben aber eine weltweite Lobby und dürfen auch dort nicht bejagt werden, wo ihre Population zu hoch ist. Unser Rotwild hat diese Lobby nicht - obwohl es in Afrika etwa so viele wildlebende Elefanten gibt wie Rotwild in Westeuropa.

Bernd Krewer, Kinderbeuern

Forstwirtschaft

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