Vorschnell an die Öffentlichkeit

Warum informiert ein erfahrener Abgeordneter des Bundestages die Presse über ein "internes Papier" des Bundeslandwirtschaftsministeriums? Wäre es nicht besser, Entscheidungen in Ruhe und nach Rücksprache mit den betroffenen Bundesforschungsanstalten reifen zu lassen, als zu einem Zeitpunkt, zu dem noch keine Entscheidungen gefallen sind, vorschnell an die Öffentlichkeit zu gehen und damit einen Entscheidungsprozess eher zu behindern denn zu fördern?

Peter Bleser hat sich über Jahre für den Erhalt des Bernkasteler Instituts eingesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nun, ehe eine Entscheidung gefallen ist, sich mit einer Nutzung der bundeseigenen Rebflächen in Bernkastel-Kues durch das Institut für Rebenzüchtung in Siebeldingen anfreunden und zufrieden geben wird. Ich möchte all diejenigen, die Einfluss auf eine Entscheidung im politischen Raume nehmen können, bitten zum Wohle der guten Sache anzugehen. Ich versuche, mich in die Lage eines Ministerialbeamten zu versetzen. Ehe dieser Argumente für und wider abwägen kann, gewinnt ein Entscheidungsprozess durch eine zu frühe Veröffentlichung eine Eigendynamik. Es kommen Anfragen, die natürlich beantwortet werden müssen. Die Presse will die interessierte Leserschaft unterrichten, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu berichten gibt. In so einer Situation sind Gerüchten Tür und Tor geöffnet. Die Sprecherin des BMELV sagte es deutlich: Die Beratungen sind noch nicht abgeschlossen. Das Konzept müsse mit den Forschungsanstalten noch diskutiert werden. Ich möchte eine Lanze dafür brechen, dass alle Beteiligten in Ruhe und Sorgfalt die Argumente austauschen und Lösungen erarbeiten können, die der Steillagenforschung im Deutschen Weinbau, aber auch den Sparzwängen eines Bundesministeriums gerecht werden. Wolf Englert, Bernkastel-Kues (Anm. der Redaktion: Wolf Englert war viele Jahre Leiter der BBA in Bernkastel-Kues).

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