Warten können

Mit einem Wort lässt sich vieles in der Adventszeit bezeichnen: Warten. Warten auf das Fest! Das betrifft nicht nur die Kinder. Alle Betriebsamkeit, alle hektischen und stillen Stunden, alle Feiern drücken es aus.

Woran liegt es dann aber, so frage ich mich, dass wir die Adventszeit so schlecht abwarten können? Dass Lebkuchen oder Weihnachtsdekoration schon im September in den Regalen der Warenhäuser zu finden sind? Natürlich kann man mit dem Profitdenken der Geschäftsleute argumentieren. Diese jedoch würden nichts in die Regale legen, was nicht auch von den Kunden gekauft und verlangt wird. Also müssen wir uns selbst fragen lassen: Warum kann ich nicht warten bis Advent? Wir sagen doch, Vorfreude ist die schönste Freude. Warum nehmen wir sie uns dann vielfach selbst?

Vielleicht ist es der Inhalt unseres Wartens.

Bei allem Warten auf Gäste und Geschenke, auf Ruhe oder Reise zu Weihnachten dürfen wir von Gott etwas erwarten. Warten auf Gott? Was bringt mir das? Lohnt sich das denn? Fragen, die immer mehr Menschen stellen. Die Bibel macht diese moderne Frage nicht mit. Sie schreibt nicht so etwas wie eine Garantiekarte auf ein Dauerhoch in unserem Leben aus: immer nur Sonnenschein und Schönwetterwölkchen.

Nein, mit ihrer Adventsbotschaft verspricht die Bibel uns nur eins: Gott kommt uns in Christus nahe! Wie sich das im Einzelnen äußert, wie sich Gottes Heil in unserem Leben auswirkt, dafür gibt es kein Handbuch oder keinen Fahrplan. Wir können es nur erfahren.

Wir haben Gott nicht in der Hand. In unserer Hand aber haben wir es, wie unser Warten auf Gott aussehen kann.

Warten können, diese Kunst gilt es für uns zu erlernen.

Wir können es lernen in der Gewissheit, dass Gott gegenwärtig ist. Diese Gewissheit spornt an, uns selbst und anderen Menschen das Warten leichter zu machen. Und vielleicht mitzuhelfen, dass Menschen wieder gerne auf die Adventszeit warten. ca/wil

Susanne Triebler ist Pfarrerin in Wittlich

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