Was ist Legasthenie?

Die Lese-Rechtschreibschwäche/-störung, Legasthenie oder auch Dyslexia ist eine Entwicklungsstörung. Sie beeinflusst die schulische, psychische und auch die soziale Entwicklung der Betroffenen. Dies gilt ebenso für die Rechenschwäche/-störung, die Dyskalkulie.

Die Intelligenz der Betroffenen ist normal bis überdurchschnittlich. Nicht selten treten bei längerem Bestehen der Erkrankungen Symptome wie Angst, Depression, Schulverweigerung oder andere Verhaltensstörungen auf wie das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS/ADHD) bis zur Delinquenz. Der Verlauf beider Erkrankungen ist chronisch, so dass die Betroffenen in ihrer Berufswahl beeinträchtigt sind. Wissenschaftler nehmen an, dass es biologische Ursachen für beide Erkrankungen gibt. Bei der Lese-Rechtschreibschwäche ist neben der Sprachwahrnehmung auch die Sprachverarbeitung früh gestört. Das Lesen ist nur schwer erlernbar oder gar nicht bis zum Ende des zweiten Schuljahrs; es gibt Probleme beim Erkennen von b-p, w-v; selbst geübte Diktate können nur mit vielen Fehlern wiedergegeben werden. Die Kinder mit Rechenschwäche fallen durch große Probleme beim Einschätzen von Mengen auf; das Sortieren und Vergleichen bereitet Schwierigkeiten. Das Zählen fällt schwer. Ohne eine Zählhilfe (Zählkette-Finger) kommen sie lange nicht aus. Abstraktes Rechnen ist fast unmöglich. Kinder mit Lese-/Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche haben Schwierigkeiten, Textaufgaben in der Mathematik zu lösen, da sie keinen Zugang zum Lösungsweg finden. Schon im Kindergarten oder bei den Vorsorge-Untersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt können erste Anzeichen gesehen und die Kinder gefördert werden. Die Förderung muss individuell nach dem Gesamtstörungsbild erfolgen. Die Wirksamkeit der Förderung Basis bildender Wahrnehmungsfunktionen, wie sie auch in der Ergotherapie geschieht, konnte bislang wissenschaftlich nicht ausreichend belegt werden. Die beiden Störungsbilder Legasthenie und Dyskalkulie sind von den Krankenkassen in Deutschland nicht als Erkrankungen anerkannt, obwohl sie medizinisch als Erkrankungen gelten. Die Förderung wird nicht übernommen - im Gegensatz zum europäischen Ausland. Häufig sind die Förderstrukturen in den Schulen nicht ausreichend, so dass die Therapien zum Großteil von den Eltern selbst getragen werden müssen. Betroffene, Eltern, Lehrer, Ärzte, Psychotherapeuten können Rat und Hilfe bei dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. (BVL) oder beim Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. Rheinland-Pfalz, Gutenbergstraße 5 in 56179 Vallendar, bekommen. Christian Wantzen, Bernkastel-Kues, Kinderarzt

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