"Wunder gescheh'n"

Ein Titel der Popsängerin Nena aus den frühen achtziger Jahren gehört zu meinen Lieblingssongs: "Wunder gescheh'n", und im Refrain heißt es dann, "ich war dabei: Wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir sehn".

Das klingt bei Nena so leicht, so selbstverständlich und so natürlich. Und dann können wir an diesem Sonntag in unseren Kirchen einen Text aus dem Markusevangelium hören. Da ist ein Jünger ganz aufgebracht, weil einer, der nicht zum engen Kreis der ersten Christen gehört, im Namen Jesu Dämonen austreibt. Mit anderen Worten: Er tut ganz außerordentliche Wunder, die aber einen Makel haben, sie sind gleichsam "nicht genehmigt", scheinbar verbringt nicht Jesus selbst das Wunderbare. Das klingt jetzt überhaupt nicht mehr so leicht, so selbstverständlich und so natürlich. Ein anständiges Wunder: Das muss doch sichtbar von Gott kommen, dazu gehören im besten Falle auch Heilige, Reliquien, Kapellen, Kirchen, Wallfahrtsorte. Die Erklärungen, die Jesus im Text des Markusevangeliums gibt, ändert an dieser Gefühlslage wenig. Ich möchte Sie einladen, einmal an Dinge zu denken, die wir alle kennen oder erlebt haben: Auf einmal gelingt uns etwas, das wir nie zu bewältigen geglaubt haben. Wir fragen uns: Woher habe ich auf einmal diese Kraft? Menschen finden und halten zu einander und fragen sich: Wie ist das geschehen - das kann doch kein Zufall gewesen sein! Kinder kommen auf die Welt und wachsen heran. Viele Eltern hört man von "einem Wunder der Natur" sprechen. Und etliche von uns überstehen die Tiefs des Lebens, wenn wir ehrlich sind, nur durch ein vages Vertrauen darin, dass sich doch alles zum Guten wenden wird - woher aber nehmen wir diese Zuversicht, die anfangs oft so wenig begründet erscheint die uns gelassener leben und viele unüberwindbare Hürden überwinden lässt? Nein, ich möchte keine Mystik in den Alltag hinein deuten. Ich möchte Sie aber noch einmal einladen: diesmal, die Augen offen zu halten für das, was in Ihnen und um Sie herum Tag für Tag geschieht. Und ich bin überzeugt, dass Sie es auch erfahren werden: dass "Wunder gescheh'n" - ganz einfach so. Wir müssen es nur zulassen. Eucharius-Maria Grocholl Manderscheid

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