Zahnarzt im gallischen Dorf

Besieht man sich die großen kommunalpolitischen Themenfelder, wie die Zukunft der Schulen, die geplante Kommunalreform oder die gescheiterten Sparkassen-Fusionen zwischen Trier und Bitburg sowie Bitburg und Daun, dann lassen sich zwei Grundprinzipen bei der Reaktion kommunaler Akteure auf Veränderungen feststellen: Das eine kann als Zahnarzt-, das andere als Gallisches-Dorf- oder Asterix-Prinzip bezeichnet werden.



Das zweite beschreibt die Tatsache, dass je kleiner das Dorf, die VG oder der Kreis ist, dem Veränderung - gleich welcher Art, aber vor allem Kooperation mit anderen - zugemutet werden soll, desto größer, lauter, emotionaler und kräftiger ist der Widerstand dagegen.

Bei der Schulreform ist Neumagen-Dhron im Kreis Bernkastel-Wittlich ein gutes Beispiel: Da man vor Ort offenbar sieht, dass eine Reform unausweichlich ist, wird zwar das Unvermeidliche - die zumindest nominelle Änderung der Schulform - akzeptiert, eine Kooperation aber genauso abgelehnt wie die Übernahme von Trägerschaften durch höhere Ebenen. Im Kern ist das, was man vor Ort tolerieren will, der Status Quo unter anderem Namen.

Das gleiche Phänomen zeigte sich auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm überall dort, wo das Schulkonzept halbwegs konsequente Veränderungen vorschlug. Und man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass es im Landkreis Vulkaneifel, wenn auch dort ein Konzept vorliegt, nicht anders sein wird.

Auch bei den beiden gescheiterten Sparkassen-Fusionsversuchen zwischen Trier und Bitburg und zwischen Bitburg und Daun ließ Asterix grüßen: In beiden Fällen war es der kleinere Partner, der die Sache zum Scheitern brachte.

Und mutete die Sache im vergangenen Jahr in Bitburg schon an, als hätte der eine oder andere in der Debatte einen Zaubertrank zu sich genommen, so war dies in diesem Jahr in Daun noch stärker der Fall: Der Widerstand war wahrhaft gallisch: laut, leidenschaftlich und erfolgreich.

Wirft man einen Blick zurück auf Zusammenschlüsse zwischen Sparkassen, so zeigt sich, dass es am besten klappt, wenn einer der Partner gar nicht mehr anders kann, als zu fusionieren. Ganz so, wie es viele Menschen mit Besuchen beim Zahnarzt halten: Sie gehen erst hin, wenn die Schmerzen nicht mehr auszuhalten sind.

So entstand die Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück, als die Cochem-Zeller Sparkasse mit dem Rücken zur Wand stand, und auch die oft als Kuriosum belächtelte winzige Amtsparkasse ging erst in der Kreissparkasse Bitburg-Prüm auf, als gar nichts mehr ging.

Langfristig wird es wohl nicht nur den im Landesvergleich kleinen Sparkassen in der Eifel ähnlich gehen, sondern auch den kleinen Schulstandorten. Spätestens wenn die Schülerzahl der unausweichlichen demografischen Entwicklung wegen so klein wird, dass ein Weitermachen überhaupt nicht mehr darstellbar ist, kommt der Zahnarzt auch ins kleinste Dorf.

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