Zeit der Besinnung

Für die meisten Menschen ist der Monat November grau, trist und traurig. Wer es sich zeitlich und finanziell leisten kann, entflieht der Nebelküche und tankt im Süden ein paar Sonnenstrahlen. Ich brauche diese Tage, an denen es manchmal so gar nicht hell werden mag, diese Tage mit dem Schmuddelwetter, an denen einen schon der Blick aus dem Fenster leicht melancholisch werden lässt.

Es ist die Zeit, in der die Vorfreude auf die Tage des Advents zu wachsen beginnt. Ich brauche die Erinnerung an meine Vorläufigkeit. Es ist der entscheidende Gegenpol zum Drang nach Perfektionismus, nach Vollkommenheit. Die Erinnerung an das, was wirklich wichtig ist, relativiert all das, was ich tue. Und das kann auch entlasten. Ich muss, kann und darf auch "lassen" - eben, weil nicht ich der "Vollender" der Welt bin, sondern Gott ist es. Nicht ich richte, sondern Gott richtet. Bei ihm zählt der gute Wille, das Bemühen, das offene Herz. Gott richtet nicht nach Leistung, sondern nach Liebe. Die Erinnerung in diesen November-Tagen auch an die Vorläufigkeit meines Tuns ist ein wichtiges Innehalten- auch zugleich eine Besinnung auf Umkehr und Neuausrichtung hin. Der November ist eine Zeit, sich genau bewusst zu machen - wenn wir bereit sind, uns erinnern zu lassen, nicht in Geschäftigkeit des Alltags zu flüchten. Die Wirrnisse unserer Zeit werden immer stärker, Gott unserer Weisheit. Leite unsere Sinne und unseren Geist, damit wir wahre Orientierung finden. Erich Mertes, Wittlich

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort