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Ich denke, also bin ich, erkannte einst der Philosoph Descartes. Auf Latein: Cogito, ergo sum. Große Denker unserer Tage haben den berühmten Satz leicht abgewandelt. Coquo, ergo sum, heißt es nun - im Küchenlatein der Kochlöffel-Poeten Lafer-Lichter-Mälzer-Wiener-Zacherl.

Ich koche, also bin ich. Die gesellschaftliche Bedeutung des Kochens sei nur noch der Politik, dem Klima und der Sexualität vergleichbar, las ich neulich in der "Zeit". Kochen verschaffe eine Reputation, wie man sie als Bundeskanzler oder als Bahnchef nicht bekommen würde. Kochen zu können, sei heute Sekundärtugend Nummer eins. Da ist etwas dran. Der Mensch ist, was er isst. Die kochende Leidenschaft greift um sich. Ein Volk, ein Kochtopf. Und alle brutzeln mit, als gäbe es eine Herdprämie.Egal, ob es das erste Mahl ist, ob ein Kochduell dräut oder das perfekte Promi-Dinner - im Internet findet sich die Anleitung zum Glücklichsein: mehr als 40 Millionen Google-Einträge zum Thema. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Kochen für Anfänger, für Genießer, für Schlampen, für Doofe, für Fans von Borussia Dortmund, für Pummelchen, für Singles, für Zwei, für Familien, für Sprösslinge, für Machos, für Muttis, für Meister, für Kopf arbeiter, für die Dame, für die Schönheit, für Deutschland.Kochen mit Liebe, mit Trudel, mit Bio, mit Aldi, gegen Rechts, mit links, vierhändig, mit Indianern, mit Stickstoff und Bunsenbrenner (Hilfe!), mit Schwung, mit Blumen, mit Herz, mit Quellwasser, mit allen Sinnen, mit Molekülen, mit Blubb.Einen Haken hat die Koch-Manie allerdings. Wer nicht kochen kann, verfällt in Panik - aus Angst, sich zu blamieren. Es gibt sogar einen Fachbegriff dafür: Mageirocophobie. Doch keine Sorge, Heilung ist möglich. Beim therapeutischen Kochen auf Mallorca. Motto: Gemeinsam über Zwiebeln weinen.

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